Kurschus: „Waffen allein werden den Frieden nicht schaffen“

Die Ratsvorsitzende der EKD im ZDF-„Morgenmagazin“

Annette Kurschus

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Annette Kurschus

Berlin (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat vor den Ostermärschen ihr Verständnis für Waffenlieferungen an die Ukraine betont. „Die Ukrainer wollen in Frieden und Freiheit leben und solange das nicht möglich ist, brauchen sie unsere Unterstützung, auch im Moment durch Waffen“, sagte Kurschus am Mittwoch im ZDF-„Morgenmagazin“. Zugleich sei jeder Tag, an dem die Waffen sprechen, ein Tag zu viel. „Auch das stimmt“, betonte die Theologin.

Wenn das Völkerrecht derart massiv gebrochen werde, „sodass eine ganze Nation ausgelöscht werden soll in ihrer Identität“, brauche es zur nachhaltigen Friedensarbeit auch Waffen - „so bitter das ist“, sagte die Präses der westfälischen Landeskirche. Zugleich brauche es menschliche Begegnungen und Gespräche. „Waffen allein werden den Frieden nicht schaffen“, betonte Kurschus. Waffen könnten Leben retten, aber sie töteten zugleich. In diesem Dilemma gebe es keine leichten und leichtfertigen Antworten.

Es mischten sich auf den Ostermärschen viele Menschen, sagte Kurschus. Jeder, der das Bedürfnis habe, auf diese Weise sein Eintreten für den Frieden auszudrücken, könne das tun. „Mein Weg ist eher der, dass ich jetzt zu Ostern die Passionsgeschichten, die Ostergeschichten bedenke, die uns biblisch vorgegeben sind“, sagte Kurschus. Vieles aus diesen von Krieg und Gewalt durchzogenen Geschichten komme ihr mit Blick auf die heutige Welt bekannt vor.

Die Ostermärsche der deutschen Friedensbewegung haben eine mehr als 60-jährige Tradition. Die mehr als 100 Veranstaltungen in diesem Jahr stehen im Zeichen des Krieges in der Ukraine. Bei vielen Demonstrationen und Kundgebungen geht es um die Forderung nach einem Waffenstillstand und der Aufnahme von Friedensverhandlungen. Der Berliner Ostermarsch etwa steht unter dem Motto „Den Frieden gewinnen - nicht den Krieg“. Die Veranstalter werfen Deutschland vor, sich durch Waffenlieferungen mitschuldig zu machen.