Filme für Schulen und Kirchen
Frankfurt a.M. (epd). Vor dem Altar hängt eine Leinwand, rechts und links daneben stehen Lautsprecher, und der Saal ist mit Kerzen dezent illuminiert. In der evangelischen Laurentius-Kirche in Arnoldshain zeigt die Gemeinde den französischen Film „Die Rumba-Therapie“, eine sympathische Komödie über einen Vater, der versucht, sich mit seiner Tochter wieder anzufreunden. Vielleicht 80 Leute sind in die kleine Kirche gekommen, die schon 800 Jahre auf dem Buckel hat, und man merkt: Aus der Verbindung von Kirche und Film entsteht an diesem Abend etwas Neues, durchaus Feierliches.

Szene aus dem Film "Katharina Luther" von Regisseurin Julia von Heinz. (Foto: Luther hilft Katharina auf dem Marktplatz in Wittenberg; Devid Striesow als Martin Luther und Karoline Schuch als Katharina von Bora.)
Bekommen hat die Arnoldshainer Gemeinde ihren Film von der evangelischen Medienzentrale, die in Hessen eine Kooperation der beiden Landeskirchen von Hessen und Nassau und Kurhessen-Waldeck ist. Jede Landeskirche verfügt über eine Medienzentrale, die die Filme nicht nur vermittelt, sondern auch die Gemeinden berät. Und für den Rechteerwerb des Films zum nichtgewerblichen Einsatz, bei dem keine Werbung gemacht und kein Eintritt genommen werden darf, sorgt die vor 75 Jahren gegründete Matthias-Film in Berlin, eine Tochterfirma des in Frankfurt am Main ansässigen Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), zu dem unter anderem auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) gehört.
Wer glaubt, dass die Filmabende in den Gemeinden mit dem Siegeszug des Fernsehens und spätestens mit der Streaming-Ära ausgestorben sind, irrt. Die Zeiten, als die Gemeindevorführungen noch flächendeckend stattfanden, sind zwar vorbei. Aber es gibt sie noch, landauf, landab, und Matthias-Film bietet eine breite Palette an Filmen für die Medienzentralen an, bei der Gefälliges neben Forderndem steht. Im Repertoire sind nicht nur Filme zur Religionsgeschichte wie „Zwingli“ und „Katharina Luther“, französische Komödien wie „Monsieur Claude und seine Töchter“, sondern auch etwa Christian Petzolds Berlinale-Erfolg „Roter Himmel“ und der beeindruckende Holocaust-Film „The Zone of Interest“.
„Uns ist wichtig, über das Medium Film jungen Menschen ein gutes Wertegerüst zu vermitteln, das sie für ihr Leben stark macht“, sagt Stefan Hassels, der Geschäftsführer von Matthias-Film: „Wir achten deshalb bei der Filmauswahl immer darauf, dass gute Werte und der Glaube in den Filmen stecken.“ Unterstützendes Lernmaterial sei darüber hinaus wichtig.
Denn Hauptansprechpartner von Matthias-Film sind mittlerweile die Schulen geworden, wo besonders Kurzfilme zum Einsatz kommen. Dafür bietet Matthias-Film Sampler an, zu Themen wie Rassismus, Ausgrenzung und Pubertät. Die Programme enthalten Begleitmaterial, das unter der Marke „educativ“ ein wesentlicher Bestandteil des Angebots von Matthias-Film ist. Am Herzen liegen Hassels auch die Module der Projekttage „Demokratie stärken“ zu Themen wie „Rechtsstaatlichkeit“ und „Meinungsfreiheit“, die sich an Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 und 9 richten.
Matthias-Film hat sich schon verschiedene Male neu erfunden. Am 13. Mai 1950 unterzeichnete der damalige Filmbeauftragte Werner Hess, eine der prägenden Figuren evangelischer Filmarbeit der Nachkriegszeit, den Gesellschaftervertrag der Matthias-Film GmbH. Zugutekam dem Projekt der Erfolg des Films „Nachtwache“ von Harald Braun, für den Teile der evangelischen Kirche Bürgschaften übernommen hatten, und deren Erlöse nun Matthias-Film zuflossen.
Was als kleiner Independent-Verleih mit vornehmlich christlich-ethischen Themen begann, der sich auch an der Produktion von Filmen beteiligte, entwickelte sich zu einem großen Schmalfilm-Anbieter in den 70er und 80er Jahren. Mit dem Aufkommen der Medienzentralen in den Landeskirchen wurde Matthias-Film mehr und mehr zu einem Dienstleister, zuerst mit 16-mm-Filmen, dann Videokassetten, jetzt DVDs und Streaming.
Und auch das Angebot hat sich im Laufe der Jahrzehnte gewandelt. Dokumentar- und Spielfilme - lange wie kurze - bilden zwar immer noch einen Schwerpunkt im Programm, doch das Portfolio hat sich beständig erweitert durch Lehrfilme und Unterrichtsmaterialien. Mittlerweile gehört auch das Segment „Bilderbuchkino“ dazu, das sich an Kinder im Vorschulalter richtet.