Lernen in der weiten Welt

Seit zehn Jahren organisiert der Freiwilligendienst „weltwärts“ Einsätze in Afrika, Asien und Lateinamerika

Johannes Ruß, Freiwilliger des 'weltwärts'-Programms in Sambia

Der Kölner Johannes Ruß war als Freiwilliger ein Jahr im afrikanischen Sambia.

Frankfurt a.M. (epd). Hausaufgabenhilfe in Togo, Mitarbeit an einer Aids-Präventionskampagne in Südafrika, Unterstützung einer Frauenrechtsgruppe in Nicaragua – der Freiwilligendienst „weltwärts“ bietet jungen Leuten eine Vielfalt von Einsatzmöglichkeiten. Auch die in Berlin lebende Lara Weinmann nahm an dem Programm teil. Die junge Frau ging 2016 als 18-Jährige nach Costa Rica, um in der Hauptstadt San José in einer Kindertagesstätte zu arbeiten. An diesem Wochenende feiert „weltwärts“ seinen zehnten Geburtstag.

Den Dienst fand Weinmann auf der Einsatzplanbörse von „weltwärts“. An dem Freiwilligendienst sind rund 180 deutsche Organisationen beteiligt, die junge Männer und Frauen zu ihren Partnerorganisationen in Afrika, Südamerika und Asien schicken. Weinmann wurde vom evangelischen Hilfswerk „Brot für die Welt“ an eine lutherische Kirche in San José vermittelt: „Ich wusste, dass ich auf jeden Fall mit Kindern in Lateinamerika arbeiten möchte“, sagt die ehemalige Freiwillige.

Weil sie sich zu spät beworben hatte, kam Weinmann ins Nachrückverfahren – und wurde angenommen. „Uns ist es sehr wichtig, dass die Bewerber menschlich zu uns passen“, sagt Brigitte Jacobs-Hombeuel, die die Freiwilligendienste bei „Brot für die Welt“ leitet. Wer einen Platz ergattert hat, durchläuft ein zweiwöchiges Vorbereitungsseminar, in dem die jungen Leute über ihr Gastland und ihre Rolle als Freiwillige dort informiert werden.

Selbst vorbereiten und Sprache lernen

„Wir erfahren viel über die Traditionen und Regeln in unserem Einsatzland“, sagt Weinmann. Sie konnte auch mit ihren Vorgängern in Costa Rica sprechen und das „Brot-für-die-Welt“-Büro dort kontaktieren. An dem Seminar teilzunehmen, genüge aber nicht, betont Leiterin Jacobs-Hombeuel: „Die Teilnehmer müssen sich zudem selbst vorbereiten und zum Beispiel die Sprache ausreichend beherrschen.“

„Brot für die Welt“ schickt jedes Jahr etwa 30 junge Leute zwischen 18 und 28 Jahren ins Ausland, der Großteil von ihnen sind Frauen. In den vergangenen zehn Jahren arbeitete das Hilfswerk mit rund 180 Partnerorganisationen in verschiedensten Ländern zusammen. Aktuell vermitteln Jacobs-Hombeuel und ihre Kollegen Freiwillige nach Costa Rica, Georgien, Kambodscha, Sambia und Kamerun.

Qualitätvolle Arbeit vor Ort

Vor Ort werden die Freiwilligen von Landesmentoren betreut. „Für viele der Teilnehmer ist es das erste Mal, dass sie so lange von ihren Eltern entfernt sind“, sagt Jabocs-Hombeuel. Viele seien zudem schockiert über die Armut im Gastland oder fühlten sich in ihrer Freiheit eingeschränkt. „In manchen Städten vor Ort ist es zum Beispiel nicht sicher, nachts alleine vor die Tür zu gehen“, erklärt sie. Die vielfach geäußerte Kritik, „weltwärts“ sei ein Tourismusprogramm kann Jabocs-Hombeuel deswegen nicht nachvollziehen. „Die Teilnehmer leisten vor Ort qualitätvolle Arbeit“, betont sie.

Entwicklungshilfe sei „weltwärts“ trotzdem auf keinen Fall, sondern ein Lerndienst, sagt die Ehemalige Weinmann. „Einige gehen mit der Erwartung an den Dienst, wirklich etwas verändern zu können, aber das kann ohne richtige Ausbildung nicht gehen“, sagt sie. Diese Erwartung hätten auch die Partnerorganisationen nicht. „Von mir wurde zwar erwartet, neue Ideen einzubringen, aber ich denke, dass die Freiwilligen am meisten von dem Dienst profitieren“, erklärt sie.

Weinmann möchte die Erfahrungen nicht missen. Sie sei während ihres Auslandeinsatzes sehr gewachsen, sagt sie. Auch beruflich habe ihr der Dienst geholfen, sich auf eine Richtung festzulegen: Sie macht jetzt ein Praktikum bei „Brot für die Welt“. Genau das sei das Ziel des Freiwilligendienstes, sagt Jacobs-Hombeuel: „Wir wollen junge Menschen dazu motivieren, sich für Gerechtigkeit einzusetzen und sich langfristig an einem Transformationsprozess der Zivilgesellschaft zu beteiligen.“

Jana-Sophie Brüntjen (epd)