Hilfswerke: Mobilitätswende soll Menschenrechtsverletzungen vermeiden

Die Elektromobilität erhöht den Druck auf rohstoffreiche Regionen

Hilfswerke und Menschenrechtler fordern eine klimagerechte Mobilitätswende zur Vermeidung von Menschenrechtsverletzungen. Eine am Freitag veröffentlichte Studie geht auf die Folgen des Rohstoffabbaus ein.

Frauen im Kongo waschen Zinnerz aus Gesteinen

Nach dem Zerkleinern der Steine waschen die Frauen das Gestein um das Zinnerz (Kassiterit) herauszuwaschen (Foto vom 09.08.2018). Das zinnhaltige Mineral wird unter anderem für die Produktion von Flachbildschirmen und Handys gebraucht. Die Bevölkerung des Kongo gehört zu den aermsten der Welt, von 1.000 Kindern sterben laut den Vereinten Nationen 98 vor ihrem fünften Geburtstag. Doch das Land, vor allem der Osten, ist gesegnet mit Bodenschätzen wie keine andere Gegend der Welt. 

Berlin/Aachen (epd). Um Menschenrechtsverletzungen zu vermeiden, fordern Hilfswerke und Menschenrechtler umwelt- und sozialgerechtere Formen der Mobilität. Der Abbau von Rohstoffen für die Autoindustrie führe zu teils katastrophalen sozialen, umweltbezogenen und menschenrechtlichen Folgen, heißt es in einer Studie, welche die kirchlichen Hilfswerke Misereor und „Brot für die Welt“ gemeinsam mit der Organisation PowerShift am Freitag in Berlin und Aachen veröffentlichten. „Die Elektromobilität erhöht den Druck auf rohstoffreiche Regionen“, warnte Teresa Hoffmann von „Brot für die Welt“.

Der Verkehrssektor habe im Jahr 2019 ein Fünftel der CO2-Emissionen verursacht, kritisierten die Organisationen mit Blick auf die am 7. September beginnende Internationale Automobilausstellung (IAA) in München. Trotz verbesserter Technik seien die Emissionen in den vergangenen Jahrzehnten kaum zurückgegangen. „Trotz Klimakrise und Rohstoffkonflikten produziert die deutsche Autoindustrie immer mehr und immer schwerere Autos“, sagte die Hauptautorin der Studie, Merle Groneweg. Um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, brauche es ein zügiges Ende des Verbrennungsmotors. Das Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf deutlich unter zwei Grad Celsius, wenn möglich sogar auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Zugleich warnten die Autorinnen und Autoren vor Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden beim Abbau von Rohstoffen für Elektroautos. Die deutsche Automobilindustrie sei einer der Hauptabnehmer von metallischen Rohstoffimporten. In vielen Fällen gehe der Abbau mit gravierenden Folgen für Menschen und Umwelt einher. Um die schlimmsten Auswirkungen der Klimakatastrophe noch zu verhindern, müsse vor allem die Anzahl und Größe der Autos auf Deutschlands Straßen deutlich reduziert werden, forderten die Organisationen.

Die Autorinnen und Autoren untersuchen die tiefgreifenden Umweltschäden in Folge des Rohstoffabbaus weltweit. In Indonesien beispielsweise würden Luft und Meer beim Abbau von Nickel verschmutzt sowie Arbeitsrechte verletzt. Das Metall sei für die Autoindustrie mehrfach relevant und zentrales Element für zukünftige Batterietechnologien. Auch auf den Philippinen werde Wasser durch den Nickelabbau verschmutzt, was zu Ertragseinbußen in der Reisernte und Fischerei führe.

Für die Herstellung von Elektroautos werde auch in der Tiefsee nach Nickel, Kobalt und anderen Rohstoffen gesucht. Die Folgen des Tiefseebergbaus seien jedoch auf Grund des geringen Wissens über die Ökosysteme der Tiefsee schwer abzuschätzen. Die Autorinnen und Autoren fordern einen Stopp oder die vorübergehende Aussetzung des Bergbaus unter Wasser.

Auch Amnesty International forderte die Autoindustrie dazu auf, ihren menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten entlang der Produktionskette von Autobatterien nachzukommen. Mehrfach seien Menschenrechtsverletzungen bei der Rohstoffgewinnung für wiederaufladbare Batterien dokumentiert worden. Dazu zähle etwa Kinderarbeit bei der Förderung von Kobalterz in der Demokratischen Republik Kongo.

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Pressemitteilung von Brot für die Welt:

Studie zum Rohstoffverbrauch der Autoindustrie: Organisationen fordern klima- und rohstoffgerechte Mobilitätswende