EKD-Ratsvorsitzende kritisiert Polarisierung in Debatte über Frieden

Berlin (epd). Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, hat in der Debatte über militärisches Vorgehen in Konflikten mehr Differenzierung und Respekt gegenüber anderen Meinungen gefordert. Es liege ihr daran, die Vielschichtigkeit im Blick zu haben: „Eben nicht hier die vermeintlich naiven Pazifisten und dort die angeblich waffenliebenden Kriegstreiber“, sagte sie am Mittwoch beim EKD-Johannisempfang in Berlin.

Die Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs - Johannisempfang 2025

EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs hält am Mittwoch (25.06.2025) die Festrede beim Johannisempfang mit Gästen aus Politik, Kultur und Gesellschaft in der Französischen Friedrichstadtkirche am Gendarmenmarkt in Berlin. 

Benötigt werde „ethisches Feinjustieren, damit politisch Verantwortliche in Auseinandersetzung damit Handlungsoptionen entwickeln können“, sagte Fehrs. Beim traditionellen Jahresempfang mit Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft widmete Fehrs den Hauptteil ihrer Rede den kriegerischen Auseinandersetzungen und der Friedensethik, über die die evangelische Kirche seit dem russischen Angriff auf die Ukraine selbst rege diskutiert.

„Wir müssen uns mit dem nie für möglich Gehaltenen ernsthaft auseinandersetzen: dass es Waffenarsenale nicht nur gibt, sondern dass sie womöglich auch eingesetzt werden“, sagte die Hamburger Bischöfin. Die Erfahrungen der vergangenen knapp zwei Jahrzehnte hätten zu der grundlegenden Erkenntnis geführt, „dass der Schutz vor Gewalt unabdingbare Voraussetzung für umfassende Friedensprozesse ist“, sagte sie.

Aufgabe von Christinnen und Christen sei es, die Botschaft Jesu vom Gewaltverzicht einzubringen. Gleichzeitig wisse man, „dass diejenigen, die von Gewalt unmittelbar bedroht sind oder angegriffen werden, unseren Schutz brauchen“, sagte Fehrs. Angesichts dieses „Dilemmas“ dürften friedens- und sicherheitsethische Aspekte nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Der traditionelle Empfang findet jedes Jahr rund um den Johannistag (24. Juni) in Berlin statt. Ausgerichtet wird er von der EKD-Bevollmächtigten in Berlin, Anne Gidion.