Digitale Verkündigungsformate während der Corona-Krise

In der Corona-Krise sind viele neue digitale Formate in der evangelischen Kirche entstanden. Die EKD und midi stellten dazu eine Ad-hoc Studie vor.

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Vorschaubild Video #kirchevonzuhause ©Foto: EKD

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Zentrale Ergebnisse

Man könne von einem Digitalisierungsschub in der evangelischen Kirche sprechen, berichtete Daniel Hörsch, der als Sozialwissenschaftlicher Referent bei midi die Studie geleitet hat. Zudem freute er sich über die große Beteiligung bei den Befragten: „Als repräsentative Stichprobe wurden vier Landeskirchen ausgewählt: die Nordkirche, die Ev. Kirche in Mitteldeutschland, die Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Ev. Landeskirche in Württemberg. Insgesamt 897 Rückmeldungen konnten ausgewertet werde.“ Außerdem habe eine spürbare Ausdifferenzierung der digitalen Verkündigungsformate stattgefunden, erklärt Hörsch. Insbesondere die Form der digitalen Kurzandacht mit einem Anteil von 60 Prozent sei stark vertreten gewesen.

Grafik: Digital durch die Krise
  • Es hat einen Digitalisierungsschub während der Corona-Krise in der evangelischen Kirche gegeben: 81% gaben an, dass sie ein digitales Verkündigungsformat angeboten hatten. Der Digitalisierungsschub ist nachhaltiger Natur: 78/% gaben an, dass sie durch die Corona-Krise „digitalisiert“ wurden. Die Digitalität ist in der Breite der Landeskirchen angekommen. 72% gaben darüber hinaus an, dass sie die digitalen Formate nach dem Lockdown fortführen wollen. Es ist deshalb davon auszugehen, dass künftig vermehrt mit hybriden Formaten der Verkündigung zu rechnen sein wird.
     
  • Es hat eine spürbare Ausdifferenzierung der digitalen Verkündigungsformate stattgefunden. Zwar wurde im Konzert der Verkündigungsformate der Gottesdienst am häufigsten angeboten. absoluten Zahlen überwiegen allerdings die digitale Andacht und das digitale andachtsähnliche Format, die zusammengenommen 60% der digitalen Verkündigungsformate ausmachen.  
     
  • Während der Corona-Krise war ein deutliches Mehr an Verkündigungsformaten im Vergleich zu der Zeit vor der Covid-19 Pandemie feststellbar. Insgesamt erzielten die digitalen Verkündigungsformate in den vier Landeskirchen eine Reichweite von 6.548.279. Mit Blick auf die durchschnittliche Gottesdienstbesucherzahl an einem normalen Sonntag vor der Covid-19 Pandemie und während der Corona-Kris ist ein Zuwachs von 287% zu verzeichnen, weshalb von einem Nachfrage-Boom gesprochen werden kann.
     
Grafik: Verkündigung via Social Media
  • Ebenfalls hat bei den Plattformen und Medien, mittels derer die Verkündigungsformate digital vermittelt wurden, hat eine signifikante Ausdifferenzierung stattgefunden: Die Angebote auf der Webseite (Textdokumente) nahmen erheblich (-25%) ab. 60,7% der digitalen Verkündigungsformate während der Corona-Krise wurden über klassische soziale Plattformen angeboten. Das entspricht einem Zuwachs im Vergleich zu der Zeit vor der Corona-Krise um 41,5%.
Grafik: Digitale Kirche zum Mitmachen
  • 39% der Teilnehmenden gaben an, dass Interaktionen und Beteiligungen möglich waren. Es war hierbei vor allem die liturgische Beteiligung (Mitsingen, Mitbeten). Auf Interaktivität verweisenden Möglichkeiten wie der Live-Chat wurden von 1/4 und das Einbringen von Gebetsanliegen 1/3 angeboten. Das digitale Abendmahl wurde von 12% gefeiert.
Grafik: Digitalisierung ist Teamarbeit
  • Die Digitalität fördert das Priestertum aller Gläubigen: die digitalen Verkündigungsformate sind eine Teamleistung. 64,9% der Teilnehmenden gaben an, dass sie die Formate im Team produziert haben. Mehr als die Hälfte gab an, dass dabei bis zu drei Ehrenamtliche oder Engagierte aus der Gemeinde beteiligt waren. 65,4% der Teilnehmenden gaben an, dass an der Produktion Personen mit praktischen Erfahrungshintergründen in der Digitalität beteiligt waren.

Material zur Studie als Download

Informationen zur Studie:

Mit der vorliegenden Ad-hoc Studie liegt erstmals eine repräsentative Stichprobe zur disruptiven digitalen Transformation bei Verkündigungsformaten für die Evangelische Kirche in Deutschland vor.

Insgesamt umfasste die Projektphase sechs Wochen von der Konzeptionsphase bis zur Auswertung und Veröffentlichung der Ergebnisse. Die Feldphase dauerte von 18. bis 29. Mai 2020. Der Fragebogen umfasste neben allgemeinen Angaben zur Gemeinde/zum Träger der Angebote digitaler Verkündigungsformate detaillierte Angaben zu den digitalen Verkündigungsformaten während der Corona-Krise: Art der Verkündigungsformate, Interaktionen/Beteiligungen, Subjektive Einschätzung zur Wahrnehmung der digitalen Verkündigungsformate sowie Produktion/Ressourcen. 

Als repräsentative Stichprobe wurden vier Landeskirchen ausgewählt: die Nordkirche, die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, die Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck und die Ev. Landeskirche in Württemberg. Insgesamt wurde die Umfrage 1464mal aufgerufen. 897 Rückmeldungen können als Response gewertet werden, davon gaben 729 an, dass sie digitale Verkündigungsformate während der Corona-Krise angeboten haben. 
 

Ausschnitt aus Deckblatt der Studie zu Online-Gottesdiensten
Ausschnitt aus Deckblatt der Studie zu „Digitaler Kirchgang“

Weiterführende Studie: „Digitaler Kirchgang“ auch nach Corona stark gefragt

Teilnehmende von Online-Gottesdiensten wünschen sich eine Fortführung der digitalen Angebote über Corona hinaus – auch nach Ende des Lockdowns wollen vor allem mittlere Altersgruppen weiterhin den „digitalen Kirchgang“ praktizieren. Dies hat eine Studie im Auftrag von fünf Landeskirchen mit knapp 5.000 Befragten ergeben.