„Wir sind eine Weltkirche“

Heinrich Bedford-Strohm und Reinhard Marx bekräftigen in Bochum den Weg der Ökumene

Anschlussgottesdienst beim Ökumenischen Fest in Bochum
Rund 850 Gläubige besuchten den Abschlussgottesdienst des Ökumenischen Festes vor dem Bergbaumuseum.

Bochum (epd) (epd). Vertreter von evangelischer und katholischer Kirche haben das ökumenische Engagement ihrer Kirchen und ihren gemeinsamen Einsatz für eine gerechtere Welt bekräftigt. Christen aller Konfessionen verbinde der „Horizont der Hoffnung auf einen neuen Himmel und eine neue Erde“, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

Gemeinsam mit dem Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, predigte Bedford-Strohm in Bochum in einem Gottesdienst vor dem Bergbaumuseum zum Abschluss eines ökumenischen Festes. Zu der Veranstaltung zum Reformationsjahr mit über 800 Teilnehmern hatten neben den Kirchen auch die Laienorganisationen, der Deutsche Evangelische Kirchentag und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, eingeladen.

Verantwortung für das gemeinsame Haus

„Ich wünsche mir, dass wir uns gemeinsam einsetzen für eine Welt, in der alle Menschen in Würde leben können“, sagte Bedford-Strohm, der das Fest in Bochum als einen Meilenstein der Ökumene würdigte. Das gemeinsame Engagement der Kirchen bedeute auch, diejenigen in der Politik zu unterstützen, die „an konkreten Schritten in die richtige Richtung arbeiten, anstatt die Politik pauschal abzukanzeln“.

Auch Kardinal Marx sprach in der Dialogpredigt von der Erde als einem gemeinsamen Haus, für das Christen eine Verantwortung trügen. Die Menschen dürften nicht in Eigeninteressen und Selbstbezogenheit zurücktreten, sagte Marx. „Ich habe die große Sorge, dass manche in Gefahr sind, alte Schablonen der nationalen Interessen und damit auch Spannungen hervorzurufen, die den Frieden gefährden könnten.“

Bundestagspräsident mahnt Überwindung der Kirchenspaltung an

Zuvor hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) auf einer Podiumsdiskussion Kritik am gegenwärtigen Zustand der Ökumene geäußert und Protestanten und Katholiken zur Überwindung der „Kirchenspaltung“ aufgerufen. Er könne keine relevanten Glaubensunterschiede erkennen, die die Einheit verhindern könnten, sagte Lammert. Nicht der Glaube sei in der Krise, sondern die Institutionen, die den Glauben vermittelten. Die Bedeutung von Religion habe weltweit in den vergangenen Jahren eine „erstaunliche Revitalisierung“ erfahren. Zu beobachten sei aber ein Bedeutungsverlust der Kirche, weil sie ihr „Amtsverständnis“ wichtiger nehme als die Diskussion um den gemeinsamen Glauben. 

„Dass wir noch nicht zu einer eucharistischen Gemeinschaft gefunden haben, ist nicht im Sinne unserer Verantwortung“, bedauerte Lammert. Die als Ergebnis der Ökumene ausgerufene „versöhnte Verschiedenheit“ sei daher nichts anderes als eine „versteckte Kapitulationserklärung“.

Die Spitzenvertreter beider Kirchen wiesen die Kritik Lammerts als überzogen zurück. Nach Einschätzung von Kardinal Marx sind beide Konfessionen über die Kirchenspaltung längst hinaus, auch wenn es noch Unterschiede gebe, weshalb man weiter aufeinander zugehen müsse. Lammert beschreibe aber „nicht die Wirklichkeit in der wir leben. Wir sind ein Leib“, sagte der Vorsitzende der Bischofskonferenz.

Der EKD-Ratsvorsitzende nannte Lammerts Kritik ein „Missverständnis“ und betonte: „Wir sind eine Weltkirche.“ Es gebe eine „ökumenische Dynamik“, die besonders in den Gemeinden präsent sei. Die „versöhnte Verschiedenheit“ sei nichts Negatives. Damit beschrieben werde ein Prozess der Einigung, wie es ihn auch innerhalb der evangelischen Kirche mit ihrer reformierten und lutherischen Prägung gegeben habe.