Protestantische Bischöfe rufen zu Gewaltlosigkeit auf

Vor Karfreitag Appelle zu Solidarität und gegen Ausgrenzung

Ein Kreuz aus zwei Holzstäben liegt auf einer aufgeschlagenen Bibel
Nach christlichem Verständnis leidet Gott bei der Kreuzigung in Gestalt des unschuldig gekreuzigten Jesus gemeinsam mit seiner gequälten Schöpfung.

Frankfurt a.M. (epd). Protestantische Bischöfe haben vor Karfreitag zu Gewaltlosigkeit und Solidarität aufgerufen. An Karfreitag gedächten Christen des Leidens des Gottessohnes, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, dem Fernsehsender Phoenix. Gott sei den Menschen in Jesus Christus begegnet, der am Kreuz gestorben sei. „Wenn wir das ernst nehmen, muss Schluss sein mit der religiösen Gewalt“, forderte Bedford-Strohm, der zugleich bayerischer Landesbischof ist.

Der Karfreitag sei wichtig, sagte der EKD-Ratsvorsitzende: „Aber dann dürfen wir feiern.“ Mit Blick auf Jesu Auferstehung am Ostersonntag ergänzte er: „Der Tod hat nicht das letzte Wort.“

Das Kreuz als Symbol für Mitgefühl und die Erlösung vom Tod

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung bezeichnete in seiner Botschaft zu Karfreitag den Tod Jesu am Kreuz als „Botschaft mit revolutionärem Potenzial“. Sie rufe dazu auf, den Blick auf die Menschen zu richten, die unter Unterdrückung leiden, und für sie einzutreten, erklärte Jung in Darmstadt. Als Beispiel nannte der Kirchenpräsident Frauen, die Opfer sexueller Gewalt werden, Menschen, die durch Krankheit ihren Arbeitsplatz verlieren, Flüchtlinge, die in ihrer Heimat alles aufgeben müssen, und Gefangene der Diktaturen in aller Welt.

Der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad rief unterdessen dazu auf, andere Menschen nicht wegen ihrer Hautfarbe oder Religion auszugrenzen. Gegen Rassismus, Hass und Hetze, wie etwa bei den Aufmärschen rechtsextremer und rechtspopulistischer Gruppen, müsse entschieden vorgegangen werden, sagte der Kirchenpräsident in seiner vorab in Speyer veröffentlichten Predigt zum Karfreitag. Seit Wochen instrumentalisierten diese den gewaltsamen Tod der 15-jährigen Mia im pfälzischen Kandel „auf schreckliche Weise“.

Nach christlichem Verständnis leidet Gott bei der Kreuzigung in Gestalt des unschuldig gekreuzigten Jesus gemeinsam mit seiner gequälten Schöpfung. Der Karfreitag ist damit zugleich die Antwort des Christentums auf das Böse in der Welt. Das Christentum wurde so zur Religion des Kreuzes und das Kreuz Symbol für Mitgefühl und die Erlösung vom Tod.