Mit Gott in der Achterbahn
Christliche Kirchen bieten im Europa-Park Trauungen und Seelsorge an
Rust (epd). „Da sind die beiden aus dem Gottesdienst. Können wir ein Selfie machen?“ Fünf jüngere Männer aus Regensburg stürmen heran, zücken ihre Handys und stellen sich neben die beiden, die im Europa-Park in Rust Seelsorge bieten: die evangelische Diakonin Andrea Ziegler und der katholische Diakon Thomas Schneeberger. Sie sorgen in dem nach eigenen Angaben größten Freizeitpark Deutschlands für Hochzeiten, Taufen und Segensfeiern. Hinzu kommen Themengottesdienste, kleine Impulse und Schatzsuchen für Kinder.

Die beiden Seelsorger des Europa-Parks, Thomas Schneeberger (r) und Andrea Ziegler, vor der Stabkirche in Rust (Foto vom 22.04.2025).
Der Europa-Park feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Auf der Homepage werden zahlreiche Höhepunkte angekündigt, etwa eine 24-Uhr-Öffnung im Juli, Zeppelin-Flüge und neue Shows. Fünf Millionen Besucher aus zahlreichen Nationen gehen laut Homepage jede Saison in den Park.
Außer dem halben Jahrhundert des gesamten Parks steht noch ein zweites Jubiläum an: Die Kirche im Europa-Park zelebriert in diesem Jahr ihren 20. Geburtstag. Am 5. Juni wird es einen großen öffentlichen Gottesdienst auf der Piazza des Hotels Colosseo geben, mit der badischen evangelischen Landesbischöfin Heike Springhart und dem katholischen Freiburger Erzbischof Stephan Burger.
Ziegler und Schneeberger sagen, dass es ihre Aufgabe sei, der Kirche ein freundliches Gesicht zu geben. Es gehe darum, dass Menschen nicht nur „schwer verletzt in Krisenzeiten auf Gott stoßen“, sondern auch in schönen Momenten. „Gott ist auch mit dabei, wenn wir Kuchen essen oder Achterbahn fahren“, sagt Schneeberger.
In Kontakt mit Diakonin Ziegler und Diakon Schneeberger kommen die Menschen oft über Ankündigungen auf Instagram oder zufällig bei ihrem Besuch. Zum Oster-Gottesdienst seien 260 Menschen gekommen. Rund um kleine Aktionen im Park ergeben sich Gespräche zu kleinen und großen Themen. Auch das Plüsch-Maskottchen Joy, eine Vereinigung aus Engel und Hummel, sei ein Anknüpfungspunkt, sagt Ziegler.
Die beiden berichten, dass sie Seelsorge-Gespräche vor allem mit Leuten mit einer Jahreskarte und mit Gästen aus den Hotels haben. „Im Gegensatz zu den Tagesgästen haben sie Zeit“, sagt Schneeberger. Die Leute erzählen dann von den „kleinen Dingen zwischen Himmel und Erde“, lassen ihren Frust über Kirche heraus, und manchmal berichten sie plötzlich von einem kranken Verwandten. „Wir können uns dann auch mit Ihnen zurückziehen und lange Gespräche führen“, schildert der Diakon.
Zu ihrem Angebot im Europa-Park gehören auch Trauungen. Die Paare kommen aus ganz Deutschland, Frankreich oder der Schweiz. Schneeberger sagt, dazu gehörten Menschen, die sich von ihrer eigenen Kirchengemeinde entfremdet hätten. Aber auch Leute, die vom Europa-Park begeistert sind.
Viele Aktionen der Kirche finden in der Stabkirche, mitten im Park, zwischen der Schiffsschaukel „Vindjammer“ und dem Fjord-Rafting, statt. Wer sich in der Stabkirche das Ja-Wort gebe, der störe sich nicht an den Menschenmassen drumherum und den Schreien aus den Karussells. „Hier sind sie mittendrin. Das wünschen sich die, die hier heiraten“, sagt Ziegler. Trauungen werden aber auch in der „Jakobuskapelle“ im Hotel „Santa Isabel“ und in der „Böcklinskapelle“ angeboten. Ziegler sagt, dass es für Hochzeiten zwei Kennenlerngespräche gebe. „Wir legen Wert darauf, mit Menschen in Begegnungen zu kommen.“
Schneeberger erzählt, dass er lange überlegt habe, ob er als Seelsorger im Europa-Park arbeiten will. „Ich habe als junger Mann als Krankenpfleger gearbeitet“, berichtet er. Das Leid, das er dort gesehen habe, hat ihn zur Theologie geführt. „Und ich habe mich dann lange gefragt, ob ich in einem Freizeitpark für Menschen da sein könnte.“ Nachdem er nun drei Jahre lang als Diakon in Rust tätig sei, könne er sagen. „Ja, ich kann hier für Menschen da sein.“
Die fünf Männer aus Regensburg - Johannes, Jonas, Felix, Josef und Martin - sagen, sie schauten sich im Urlaub immer Kirchen an. Das kirchliche Angebot im Europa-Park haben sie erstmals auf Instagram gesehen. „Und wir dachten, das ist mal was anderes.“ Inzwischen haben sie mehrfach „Männer-Trips“ in den Park gemacht, dort Gottesdienste besucht und auch das Maskottchen „Joy“ gekauft.