Die Weimarer Nationalversammlung

Erste demokratische Verfassung für Deutschland

Das Nationaltheater in Weimar auf einem Foto um 1923

Das Weimarer Nationaltheater, Tagungsstätte der Nationalversammlung 1919. (Foto um 1923)

Weimar (epd). Die Weimarer Nationalversammlung war das verfassunggebende Parlament der Weimarer Republik. Es tagte vom 6. Februar 1919 bis zum September 1919 in Weimar. Bei den Wahlen am 19. Januar 1919 wurde die Zusammensetzung der Nationalversammlung über Parteilisten bestimmt. Erstmalig durften sich auch Frauen am Urnengang beteiligen, wenn sie – wie die Männer auch – am Wahltag ihr 20. Lebensjahr vollendet hatten. Wichtigster Auftrag der Nationalversammlung war die Ausarbeitung und der Beschluss einer Verfassung.

Der sprichwörtliche Geist von Weimar

Wegen der angespannten Lage in der Reichhauptstadt wurde ein Umzug des Parlaments in eine ruhigere Umgebung beschlossen. Unter mehreren Städten, die sich um die Ausrichtung bewarben, konnte sich am Ende Weimar gegen die verbliebene Konkurrenz aus Jena, Bayreuth und Nürnberg durchsetzen.

Dabei spielte der Klassikerstadt neben ihrer reichen kulturellen Historie – der sprichwörtliche Geist von Weimar – auch deren verkehrsgünstige Lage auf halbem Wege zwischen Berlin und München in die Hände.

Die Nationalversammlung mit ihren 423 Abgeordneten trat am 6. Februar 1919 zum ersten Mal in Weimar zusammen. Die Tagungsstätte, das frühere Hoftheater, war bereits im Januar 1919 in Deutsches Nationaltheater (DNT) umbenannt worden. Vor der Parlamentseröffnung hatten die Abgeordneten getrennt nach Konfessionen Gottesdienste gefeiert – die Katholiken in der Kirche Herz Jesu und die Protestanten in der Herderkirche.

Bereits wenige Tage später, am 11. Februar 1919, wählte die Nationalversammlung Friedrich Ebert (SPD) zum Reichspräsidenten. Die neue Regierung unter Philipp Scheidemann (SPD) nahm am 13. Februar ihre Geschäfte auf. Die Reichsverfassung wurde am 31. Juli 1919 verabschiedet. Ebert unterzeichnete sie am 11. August im südtosthüringischen Schwarzburg in der Sommerfrische, weitere drei Tage später trat sie am 14. August in Kraft.

Ab dem 30. September 1919 tagte die Nationalversammlung im sanierten Reichstagsgebäude in Berlin. Nur noch einmal, während des sogenannten Kapp-Putsches, wichen die Abgeordneten am 18. März 1920 nach Stuttgart aus. Die Nationalversammlung löste sich am 21. Mai 1920 auf. Nach den Reichstagswahlen am 6. Juni 1920 trat der neugebildete Reichstag als Gesetzgebungsorgan an ihre Stelle.

Das Deutsche Reich wurde zur föderalen Republik

Mit der Weimarer Verfassung erlangte Deutschland seine erste demokratische Verfassung. Das Deutsche Reich wurde zu einer föderalen Republik. Viele Artikel nach dem Entwurf des damaligen liberalen Innenministers Hugo Preuß entstammten direkt der Paulskirchenverfassung von 1849, einige gingen in das geltende bundesdeutsche Grundgesetz ein. Mit der Einführung des Frauenwahlrechts, des Acht-Stunden-Arbeitstages, der Trennung von Staat und Kirche und der Begründung des sozialen Rechtsstaats galt sie vor 100 Jahren als eine der modernsten Verfassungen weltweit.

Nach dem Ort ihrer Verabschiedung wird das Deutsche Reich in der Zeit von 1919 bis 1933 als Weimarer Republik bezeichnet. Der 11. August wurde in ihren späteren Jahren ein Nationalfeiertag.