Weltgebetstag 2020: Steh auf und geh!

Der Gottesdienst zum Weltgebetstag 2020 kommt von Frauen aus Simbabwe

In mehr als 120 Ländern wird traditionell am ersten Freitag im März mit ökumenischen Gottesdiensten der Weltgebetstag der Frauen gefeiert, in diesem Jahr am 6. März. Die Liturgie, zu der alle geladen sind, kommt immer aus einem anderen Land: 2020 aus Simbabwe im südlichen Afrika unter dem Wort „Steh auf und geh!“ (Joh 5).

Titelbild zum Weltgebetstag der Frauen 2020: „Rise! Take Your Mat and Walk”

Frauen aus Simbabwe haben für den Weltgebetstag 2020 den Bibeltext aus Johannes 5 zur Heilung eines Kranken ausgelegt: „Steh auf! Nimm deine Matte und geh!“, sagt Jesus darin zu einem Kranken. Das Titelbild zur Aktion 2020 hat die Künstlerin Nonny Mathe gestaltet.

Frauen aus Simbabwe haben für den Weltgebetstag 2020 den Bibeltext aus Johannes 5 zur Heilung eines Kranken ausgelegt: „Steh auf! Nimm deine Matte und geh!“, sagt Jesus darin zu einem Kranken. In ihrem Weltgebetstags-Gottesdienst lassen die Simbabwerinnen alle Menschen erfahren: Diese Aufforderung gilt allen. Gott öffnet damit Wege zu persönlicher und gesellschaftlicher Veränderung. 

Die Autorinnen des Weltgebetstags 2020 wissen wovon sie schreiben, denn ihre Situation in dem krisengeplagten Land im südlichen Afrika ist alles andere als gut. Überteuerte Lebensmittel, Benzinpreise in unermesslichen Höhen und steigende Inflation sind für sie Alltag und nur einige der Schwierigkeiten, die sie zu bewältigen haben.

Weltgebetstag der Frauen 2020: Gruppenbild des Komitees in Simbabwe
Drei Frauen aus Simbabwe
Künstlerin Nonhlanhla

Als Rebecca Chimukwanda und Regai Mratu vor rund zwei Jahren mit den Vorbereitungen für den Weltgebetstag der Frauen begannen, war gerade Umsturzzeit in Simbabwe. Langzeitherrscher Robert Mugabe war geschasst, die Menschen hegten Hoffnung auf einen Wandel: auf mehr Freiheiten, auf wirtschaftlichen Aufschwung. Erfüllt hat sich das nicht. Und wenn die simbabwischen Frauen jetzt die Liturgie zum Weltgebetstag unter dem Motto „Steh auf, nimm deine Matte und geh!“ um die Welt schicken, ist der Aufruf für sie aktueller denn je.

Das Motto erinnere sie daran, dass die immensen Probleme – vor allem für Frauen in Simbabwe „nicht meine Hoffnung auf Licht am Ende des Tunnels auslöschen sollten“, sagt Regai Mratu. Die Frauen dürften sich nicht entmutigen lassen, betont die 43-Jährige aus Zimre Park in der Nähe der Hauptstadt Harare. „Wir müssen an unserem Überlebenskampf festhalten, für unsere Familien und das Land überhaupt.“

Simbabwe, einst als Brotkorb des südlichen Afrikas bekannt, ist nach Misswirtschaft und Gewalt um die Jahrtausendwende tief in der Krise versunken. Auch der Machtwechsel hat keinerlei Entspannung gebracht. Lebensmittel sind vielfach kaum erschwinglich, die medizinische Versorgung liegt im Argen, Krankenhäusern gehen die Medikamente aus. Zudem setzt der Klimawandel die Bauern unter Druck, seit Jahren gibt es keine ausreichenden Niederschläge, während gleichzeitig der Tropensturm „Idai“ vor einem Jahr Teile des Landes verwüstete. In der Entwicklungsindex-Rangliste liegt Simbabwe weit hinten, gut die Hälfte der 16 Millionen Simbabwer benötigen humanitäre Hilfe.

Regai Mratu: „Frauen sind die Lastenträger der Familien.“

Die Frauen hätten die größten Bürden im täglichen Ringen um die Versorgung der Familien, berichtet Mratu. „Um es auf den Nenner zu bringen: Frauen sind die Lastenträger der Familien.“ Dabei fielen Frauen bei der Bildung noch immer hinten runter, würden als minderwertig angesehen, sagt Rebecca Chimukwanda, die sich ebenfalls in der Kirche engagiert. Auch die frühe Verheiratung von Mädchen sei nach wie vor ein großes Problem. Ärztemangel und schlechte Versorgung treffe Schwangere und Kinder besonders schwer. Wenn eine werdende Mutter ins Krankenhaus gehe, „erwartet sie, ihr Kind zu bekommen, aber es ist sehr schmerzlich, das Krankenhaus mit leeren Händen zu verlassen“, sagt Chimukwanda nach eigenen einschlägigen Erfahrungen im Dezember.

Frauen würden häufig weiter „als Bürger zweiter Klasse“ angesehen, erklärt Sinikiwe Machanja von der Stiftung „Envision Zimbabwe Women's Trust“, die seit 2015 auch vom Weltgebetstag unterstützt wird. Den Haushalt müssten in der Regel die Frauen stemmen, das Geld dafür verwalte der Mann - nicht immer verantwortungsvoll. „Das macht die Frauen zunehmend ärmer.“ Bei der Schulbildung würden zudem Mädchen gegenüber ihren Brüdern benachteiligt. „Auch das trägt zur Armut von Frauen in Simbabwe bei.“

Frauen in Simbabwe: Lasst uns nicht allein!

Dass nach dem Sturz Mugabes auch politisch keine Entspannung kam, macht die Lage noch schwieriger. Menschenrechtler prangern auch unter der neuen Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen und Drangsalierung der Opposition an. „Vieles bleibt unverändert, die Menschenrechtssituation in Simbabwe ist auf Abwärtskurs“, sagt Machanja. Auch deshalb bedeute das Motto des Weltgebetstags eine Menge für sie, betont die 39-Jährige. „Der Slogan ruft zum Einsatz für den Wandel auf.“ Und er zeige, dass es Hoffnung gebe, solange man für bessere Bedingungen arbeiten könne. Nicht zuletzt verweise er auf die große Liebe Christi für Menschen in Not.

Nicht alleingelassen zu werden, ist so ein großes Anliegen der Frauen in Simbabwe zum Weltgebetstag. „Der Solidaritätsgedanke ist den Simbabwerinnen sehr, sehr wichtig“, sagt die Frankfurter Bildungsreferentin Ulrike Kress, Mitglied des deutschen Weltgebetstagskomitees. „Allein der Gedanke 'Du bist mir wichtig' zählt viel, dass die Menschen auf dieses Land schauen“. Unterstützung durch Gebet, gesellschaftlicher Rückenwind für die Frauen und finanzielle Hilfe sind die Punkte, die auch Rebecca Chimukwanda aufzählt.

„Dazu wird der Weltgebetstag in diesem Jahr ganz konkret und politisch“, sagt Kress: Per Unterschriftenlisten wird die Bundesregierung aufgerufen, Schulden aus der Entwicklungszusammenarbeit mit Simbabwe zu erlassen unter der Bedingung, dass das Geld in die dringend nötige Gesundheitsversorgung fließt.

Silvia Vogt (epd)

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Weltgebetstag der Frauen

In mehr als 120 Ländern wird jedes Jahr im März mit ökumenischen Gottesdiensten der Weltgebetstag der Frauen gefeiert. Christliche Frauen unterschiedlicher Konfessionen machen sich dabei für Ökumene und ein respektvolles Miteinander stark. Die Liturgie, zu der alle geladen sind, kommt immer aus einem anderen Land.

Christlicher Glaube, Gebet und Handeln für eine gerechte Welt gehören nach Angaben der Organisatorinnen beim Weltgebetstag untrennbar zusammen. Sichtbares Zeichen sind etwa die Kollekten aus den Gottesdiensten. Mit dem Erlös werden Projekte in aller Welt unterstützt.

Die Idee zu der inzwischen weltgrößten ökumenischen Basisbewegung von Frauen stammt aus den USA, wo sich Christinnen 1887 erstmals zu einem Weltgebetstag versammelten. 1927 wurde der erste internationale Gebetstag gefeiert. Seit rund 70 Jahren wird dieser Tag auch in Deutschland begangen.