Ansprache anläßlich der Vergabe des Arbeitsplatzsiegels "ARBEIT PLUS 2000" in der Französischen Friedrichstadtkirche zu Berlin

EKD-Ratsvorsitzender, Präses Manfred Kock

Sehr geehrte Damen und Herren,

zum zweiten Mal vergibt die Evangelische Kirche in Deutschland das Arbeitsplatzsiegel. Acht Firmen werden in diesem Jahr mit "ARBEIT PLUS 2000" dafür ausgezeichnet, dass sie eine vorbildliche Beschäftigungspolitik verfolgen, sich in herausragender Weise für Gestaltung und Sicherung von Arbeitsplätzen und für die Belange ihrer Beschäftigten einsetzen.

Die Zahl der Arbeitslosen ist im September 2000 unter die Marke 3,7 Millionen gesunken. Das ist ein gutes Zeichen, aber noch kein Anlass zur Entwarnung. Trotz dieser leichten Entspannung bleibt die Arbeitslosigkeit das brennendste Problem unserer Gesellschaft. Denn schon kleine Schwankungen der Konjunktur können wieder Rückschläge mit sich bringen.

Mit der Initiative "ARBEIT PLUS 2000" will die evangelische Kirche darum in der Öffentlichkeit weiterhin auf positive Beispiele unternehmerischen Handelns bei der Beschäftigungsförderung aufmerksam machen.

In den Unternehmen geschieht viel mehr für eine zukunftsfähige Gesellschaft, als viele wissen. Denn es geht es nicht allein um die bloße Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen, sondern um beschäftigungspolitische Kreativität in einem umfassenden Sinn. Mit dem Siegel "ARBEIT PLUS 2000" werden in diesem Jahr acht Firmen gewürdigt, die unter erheblichen Anstrengungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten Vorbildliches leisten,
  • um erstens möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu einem Arbeitseinkommen zu verschaffen, aber

  • zweitens auch eine Stabilität der Beschäftigung zu gewährleisten. Dazu gehört das Engagement für Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch die Anwendung von Qualitätsstandards, welche die Wettbewerbschancen des Unternehmens verbessern und damit der Arbeitsplatzsicherung zugute kommen.
  • Drittens gehört zu den sozialen Aspekten einer beispielgebenden Beschäftigungspolitik auch die Förderung der Entfaltungschancen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Unternehmen, z.B. durch flexible Arbeitszeitmodelle, Maßnahmen zur Frauenförderung oder kreative Teilzeitlösungen auch in führenden Positionen. Schließlich sind

  • viertens die Unternehmen durch ihr Unternehmens-Leitbild, überbetriebliche Kooperation, innovative Ausbildungskonzepte, materielle Mitarbeiterbeteiligungen auch an der Ausgestaltung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und Orientierungen im weiteren Sinne beteiligt.
In all diesen Feldern haben die prämierten Unternehmen einer sorgfältigen Prüfung durch das Institut für Wirtschafts- und Sozialethik (IWS) an der Philipps-Universität Marburg standgehalten und sich im Vergleich zu Unternehmen gleicher Branche oder ähnlichen Charakters positiv abgehoben. Das Vergabegremium bestätigt dies mit dem Siegel "ARBEIT PLUS 2000".

Dem Vergabegremium gehören außer den Herren, die nachher die Auszeichnung übergeben werden, auch Herr Prof. Dr. Winfried Hamel, Arbeitswissenschaftler aus Düsseldorf, an, - er ist leider erkrankt -, sowie Frau Dr. Ursula Engelen-Kefer, die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Herr Bernhard Jagoda. Beide sind heute leider verhindert, an dieser Feier teilzunehmen. Einen Gruß von Präsident Jagoda wird Herr Dr. Harbecke nachher überbingen.

Die Mitwirkung von Vertretern der Arbeitsverwaltung und der Arbeitswissenschaft, der Arbeitgeber und der Gewerkschaften unterstreicht, dass die Evangelische Kirche sich zusätzlich zu ihren eigenen Kompetenzen der Unterstützung der verantwortlichen Akteure der Wirtschaft vergewissert. Ich bin dankbar dafür, dass Frau Engelen-Kefer und die genannten Herren sich gerne und mit großem Engagement an der Beratung und dem Entscheidungsprozess beteiligt haben.

Folgende acht Unternehmen erhalten in diesem Jahr 2000 die Auszeichnung des Arbeitsplatzsiegels "ARBEIT PLUS":
  • die Allianz Sachversicherungsgruppe, München

  • die Deutsche Kreditbank AG, Berlin

  • das Evangelische Johanneswerk e.V., Bielefeld

  • die Flughafen Frankfurt Main AG

  • die Kreissparkasse Köln

  • die Martin Luther Stiftung Hanau

  • das Stahlwerk Thüringen GmbH, Unterwellenborn und

  • das VAW aluminium AG - Elbewerk -, Stade.
Mit dem Arbeitsplatzsiegel unterstreichen wir: Es gibt Werte, die über den materiellen Unternehmenserfolg hinausgehen, und es gibt wertebewusste Unternehmen, die sich dafür hervorragend engagieren. Auf dieses "Markenzeichen" werden die Unternehmen selbstverständlich auch werbend ihre Kunden und motivierend ihre Mitarbeiter hinweisen. Das ist ihr berechtigtes und verständliches Interesse, weshalb sie sich einem aufwändigen Prüfungsverfahren unterzogen haben. Die externe und interne Kommunikation dieses "Plus" im Unternehmensprofil soll durchaus wiederum der Sicherung des Unternehmenserfolgs und der Sicherung von Arbeitsplätzen zu Gute kommen.

Die evangelische Kirche ist dankbar für diese von Ihnen, den diesjährigen Preisträgern repräsentierte Unternehmenskultur. Ihre Betriebe verbinden die Bemühungen um Unternehmenserfolg mit sozialer Verantwortung und sind damit eindrucksvolle Beispiele für den Erfolg der sozialen Marktwirtschaft.

Ich hoffe, dass das Siegel "ARBEIT PLUS 2000" von der Öffentlichkeit als ein Signal verstanden wird, das dazu beiträgt, dass Ihr betriebliches Engagement für eine vorbildliche Beschäftigungspolitik auch andere Unternehmen zu weiteren Bemühungen anspornt.

Einladung zur Teilnahme an "ARBEIT PLUS 2001"

Auch im kommenden Jahr wollen wir die Aktion "ARBEIT PLUS" durchführen. Wir wollen erneut Unternehmen, die sich um innovative Beiträge zur Beschäftigungspolitik bemühen, zur Teilnahme und zur Bewerbung um das Arbeitsplatzsiegel "ARBEIT PLUS 2001" einladen. Eine ganze Reihe von Betrieben, die an der Prüfung für die Vergabe des Siegels "ARBEIT PLUS 2000" nicht mehr rechtzeitig teilnehmen konnten, haben ihr Interesse an der nächsten Runde schon bekundet. Wir werden die Bewertung und Auszeichnung künftig mehreren Terminen im Jahr vornehmen. Weiterhin wird es jedoch eine gemeinsame Vergabefeier für alle ausgezeichneten Unternehmen, voraussichtlich wieder an diesem Ort und im ähnlichen Rahmen, geben.

Unsere Einladung ergeht vor allem an die Unternehmen, die von unserer Initiative erstmals hören und sich dafür interessieren, aber auch an die Firmen, die schon einmal mitgemacht haben.

Hannover / Berlin, den 25. Oktober 2000
Pressestelle der EKD