"Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage"

EKD und Landeskirchen starten erstmals bundesweite Öffentlichkeitsaktion

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und ihre 24 Gliedkirchen starten eine bundesweite Öffentlichkeitsaktion für den Schutz des Sonntages. Mit Zeitungsanzeigen, Plakaten, Aufklebern und einem Kinospot wollen sie in den nächsten Wochen die Bedeutung des Sonntages als - wie es im Grundgesetz heißt - "Tag der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung" noch stärker ins öffentliche Bewußtsein rücken. Sie setzen sich gegen die Ausdehnung von Sonntagsarbeit ein. Der Sonntag als gemeinsamer arbeitsfreier Tag habe einen hohen sozialen, kulturellen und religiösen Wert, betonten der Ratsvorsitzende der EKD, Präses Manfred Kock, und die Landesbischöfin der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Dr. Margot Käßmann, heute (19. Oktober) bei der Vorstellung der Aktion in Hannover. Beide hoben hervor, dass sich erstmals alle 24 Landeskirchen unter dem Dach der EKD in einer solchen breit angelegten Öffentlichkeitsaktion zusammengefunden haben.

In dieser Woche beginnt die Kampagne mit der Schaltung ganzseitiger Anzeigen in mehreren überregionalen und regionalen Zeitungen. "Der Sonntag - einfach weg damit?" fragt die evangelische Kirche und argumentiert:  "Der Mensch braucht einen Tag zum Entspannen, für die Familie, Zeit für sich und für Gott". Die drei Motive der Zeitungsanzeigen sind auch auf DIN-A3-Plakaten zu sehen, die über die Landeskirchen in die evangelischen Kirchengemeinden verteilt werden. In großer Zahl in Umlauf gebracht werden über die Gemeinden auch Aufkleber mit dem Slogan "Ohne Sonntag gibt's nur noch Werktage". Dieses Motto wird ab Anfang November in einer Reihe deutscher Städte als Großflächenplakat zu sehen sein, ebenso als A-1-Plakat in vielen Bahnhöfen. Kurz danach wird ein Kinospot auf Hunderten von Leinwänden für den Sonntag als Ruhetag werben.

Mit ihrer Aktion tritt die evangelische Kirche als Anwältin der Gesellschaft auf. Sie will den Sonntag als gemeinsamen Ruhetag bewahren. Menschen brauchen den Sonntag: Arbeit und Ruhe müssen sich abwechseln. Der Sonntag unterbricht den Kreislauf von Arbeit und Konsum. Im biblischen Schöpfungsbericht wird erzählt, dass Gott nach sechs Tagen der Arbeit bei der Erschaffung der Welt am siebten Tag geruht habe. Dieser Ruhetag soll nach den Zehn Geboten für alle Menschen gelten: "Gedenke des Sabbattages, dass du ihn heiligest. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun ...". Die Christen, die den Sonntag als Tag der Auferstehung Christi als ersten Tag der Woche feiern, stehen in der Tradition des Sabbats. Vor diesem religiösen Hintergrund setzen sich die EKD und ihre Gliedkirchen für den Sonntag als kulturelle und soziale Errungenschaft für alle Menschen ein. Es soll vor Augen geführt werden, wie sich eine fortschreitende Aushöhlung der Sonntagsruhe auf das eigene Leben auswirken könnte.

Hannover, den 19. Oktober 1999
Pressestelle der EKD

Zur Aktions-Site der Sonntagskampagne: http://www.sonntagsruhe.de/