Rat der EKD beschließt Stiftung eines Förderpreises

Herausragende wissenschaftlich-theologische Arbeiten aus der Perspektive von Frauen sollen ausgezeichnet werden

Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Stiftung eines mit DM 10.000,-- dotierten Förderpreises für herausragende wissenschaftlich-theologische Arbeiten aus der Perspektive von Frauen beschlossen. Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen. Preiswürdige Arbeiten können sich sowohl auf Forschungs- wie auf Lehrtätigkeiten beziehen. Sie können aus allen theologischen Fachdisziplinen stammen und müssen den Kriterien und Methoden der wissenschaftlichen Arbeit entsprechen. Sie sollen in der Regel von praktischer Relevanz für die kirchlichen Vollzüge in Liturgie, Verkündigung, Seelsorge, der Bildungsarbeit oder der Sozialdiakonie sein. Theologische Forschung aus der Perspektive von Frauen umfaßt nach den Bestimmungen über die Vergabe des Preises gleichermaßen Arbeiten aus der theologischen Frauenforschung, der feministischen Theologie und der Geschlechterforschung in der Theologie.

Die Entscheidung des Rates über die Vergabe des Preises wird von einer fachkundigen Jury vorbereitet. Ihr gehören acht Persönlichkeiten aus der wissenschaftlichen Theologie und der kirchlichen Praxis an.

Der Förderpreis der EKD wurde nach Hanna Jursch benannt. Hanna Jursch (1902-1972) war die erste Frau, die einen Lehrstuhl an einer theologischen Fakultät einer deutschen Universität innehatte. Sie forschte und lehrte im Fach Kirchengeschichte und christliche Archäologie in Jena. 1939 wurde sie zur Dozentin mit Lehrbefugnis für Kirchengeschichte ernannt. Jedoch war damit kein Recht und keine Anwartschaft auf Bewilligung von Diäten oder auf Berufung auf einen planmäßigen Lehrstuhl verbunden. Der Dekan erklärte in einem amtlichen Schreiben an den Dozentenschaftsführer, er habe Hanna Jursch darauf hingewiesen, daß sie sich keine Hoffnung auf Beförderung oder Anstellung machen könne und daß sie sich mit einem begrenzten wissenschaftlichen Arbeitsgebiet zufrieden erklärt habe. Infolgedessen gab man der Habilitation unter der Voraussetzung statt, daß dadurch Stelle und Bezahlung für späteren männlichen Nachwuchs in keiner Weise versperrt werden dürfte. Ende 1945 wurde sie dann zur besoldeten außerordentlichen Professorin ernannt. 1948 erhielt sie den vollen Lehrauftrag und 1956 einen Lehrstuhl an der Theologischen Fakultät Jena. 1955 verlieh ihr die Theologische Fakultät der Philipps-Universität Marburg die Würde eines Doktors ehrenhalber. In ihrer wissenschaftlichen Arbeit befaßte sie sich insbesondere mit der Eigenart altchristlicher Symbole und ihrer Bedeutung für die Gegenwart. Ihre Veröffentlichungen behandeln Symbole wie "Engel", "Fisch", "Brot", "Hände".

Der Hanna-Jursch-Preis soll erstmals im Jahr 2000 verliehen werden. Eine Ausschreibung wird voraussichtlich im Frühjahr 2000 erfolgen.

Die Stiftung des Preises geht auf eine Initiative des EKD-Frauenreferates zurück. Einzelheiten können im Frauenreferat der EKD unter der Telefonnummer 0511/2796-441 oder e-mail-Adresse E-Mail: frauenreferat@ekd.de erfragt werden.

Hannover, 2. November 1999
Pressestelle der EKD