Begrüßungsrede zur Eröffnung des Johannisempfangs in der Französischen Friedrichstadtkirche zu Berlin

Ein herzliches Willkommen Ihnen allen zum Johannisempfang 2016!

Wir haben Grund, zu feiern. Genau genommen haben wir heute sogar vier Gründe für ein großes Fest.

Der erste Grund ist natürlich, dass Sie alle sich hier eingefunden haben – zum Hören und zum Singen, zum Essen und Trinken und zu hoffentlich interessanten Gesprächen.

Namentlich begrüße ich Herrn Bundesminister Hermann Gröhe und Frau Bundesministerin Dr. Barbara Hendricks. Die Bundesminister Steinmeier und Schmidt erwarten wir zu einem späteren Zeitpunkt.

Ebenso freuen wir uns sehr über die Anwesenheit von Bundespräsident a. D. Dr. Horst Köhler und Bundestagspräsident a. D. Wolfgang Thierse. Ich heiße Sie herzlich willkommen. Begrüßen möchte ich die Herren Vizepräsidenten des Deutschen Bundestages Peter Hintze und Johannes Singhammer sowie Herrn Thomas Oppermann, den Vorsitzenden der SPD Bundestagsfraktion. Meine Damen und Herren Staatssekretäre, seien Sie herzlich willkommen.

Wir wissen sehr zu schätzen, dass trotz der heutigen namentlichen Abstimmungen zahlreiche Abgeordnete an unserem Jahresempfang teilnehmen und teilnehmen werden Ich begrüße namentlich die religionspolitische Sprecherin der Fraktion der Linken, Christine Buchholz. Die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften der SPD, Kerstin Griese, und der religionspolitische Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen, Volker Beck, werden noch im Laufe des Abends zu uns stoßen.

Von unserer katholischen Schwesterkirche heiße ich Pater Dr. Hans Langendörfer, den Leiter des Sekretariats der Deutschen Bischofskonferenz, und meinen Kollegen Prälat Dr. Karl Jüsten willkommen und mit ihnen die Vertreter der Orthodoxie und der Freikirchen. Ebenso ist es mir eine Freude den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, und den Vorsitzenden des Zentralrates der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, zu begrüßen. Stellvertretend für das Diplomatische Korps begrüße ich schließlich den Botschafter der französischen Republik, Herrn Philippe Etienne.

Sie alle, die Sie hier versammelt sind, meine sehr verehrten Damen und Herren, auch die nicht namentlich Genannten, Sie sind der erste Grund zu feiern. Deshalb seien Sie von Herzen begrüßt.

Der zweite Grund für unser Fest ist wie immer der morgige Johannistag, der an Johannes den Täufer erinnert. Die meisten von Ihnen werden das Bild kennen, das der Maler Matthias Grünewald von ihm gemalt hat: Auf dem Isenheimer Altar im elsässischen Colmar ist Johannes zu sehen, wie er mit einem überlangen Zeigefinger auf den gekreuzigten Christus zeigt. Dankbar erinnern sich die Christen unter uns der Menschen, die sie in der Nachfolge des Täufers auf Jesus Christus hingewiesen und in ihnen den Glauben geweckt haben: Eltern, Großeltern, Lehrer, Pfarrerinnen und viele mehr…, bei jedem von uns andere.

Der dritte Grund für unser Fest ist ein besonderer Geburtstag, den wir in diesem Jahr feiern. Am Johannistag 1891, also fast auf den Tag genau vor 125 Jahren, kam in Stolberg im Rheinland Heinrich Grüber zur Welt. Heinrich Grüber war der erste und einzige Bevollmächtigte des Rates der EKD bei der Regierung der DDR. Zuvor leitete er in der Zeit des Nationalsozialismus das „Büro Pfarrer Grüber“ in der Oranienburger Straße hier ganz in der Nähe. In diesem Büro verhalf Grüber Christen jüdischer Herkunft, die wie Juden unter den so genannten Arierparagraphen fielen, zur Ausreise aus Deutschland. 1138 konvertierte Juden mit Ehepartnern und Kindern konnten so in Sicherheit gebracht werden. Was Grüber dazu bewegte, zeigt ein kurzer Wortwechsel zwischen ihm und Adolf Eichmann. Eichmann: „Erklären Sie mir den Grund, warum Sie sich für diese Juden einsetzen. Sie haben keine jüdische Verwandtschaft. Sie haben es nicht nötig, für diese Menschen einzutreten. Niemand wird es Ihnen danken! Ich begreife nicht, warum Sie es tun!“ Darauf antwortete Grüber: „Sie kennen die Straße von Jerusalem nach Jericho! Auf dieser Straße lag einmal ein überfallener und ausgeplünderter Jude. Ein Mann, der durch Rasse und Religion von ihm getrennt war, ein Samariter, kam und half ihm. Der Herr, auf dessen Befehle ich allein höre, sagt mir: Gehe du hin und tue desgleichen.“  Von Gottes Auftrag und Hilfe in der Not wird gleich auch im Festvortrag die Rede sein. Der Ratsvorsitzende, Landesbischof Prof. Dr. Bedford-Strohm, wird – und darauf freuen wir uns - zum Thema „‘Gott wird abwischen alle Tränen.‘ Welche Zukunft haben wir?“ zu uns sprechen.

Und schließlich der vierte Grund, heute ein Fest zu feiern: Es ist Sommer und wir alle freuen uns an den langen Tagen und der so wunderbar geschmückten Schöpfung Gottes. Zu einem kirchlichen Sommerfest gehört Paul Gerhardts Klassiker „Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben!“ Singen Sie alle kräftig mit!