Bedford-Strohm: „Die Welt braucht dieses Zeugnis“

Evangelische Kirche stellt Grundlagentext zur Bedeutung von Kirche und Evangelium für den Diskurs in einer pluralistischen Gesellschaft vor

Nicht erst in der Corona-Krise ist deutlich geworden, dass eine moderne pluralistische Gesellschaft auf Orientierung und Zusammenhalt angewiesen ist. Unter der Überschrift „Vielfalt und Gemeinsinn“ hat die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) heute (27. Oktober) einen Grundlagentext veröffentlicht, der beschreibt, wie Pluralität und Diversität auf der einen und Gemeinsamkeit und Gemeinsinn auf der anderen Seite in unserer Gesellschaft ausbalanciert werden können und welchen Beitrag evangelisches Christentum dazu leistet. Eine zentrale Rolle kommt dabei, so eine Erkenntnis des Grundlagentextes, dem christlichen Gottesdienst zu. Dieser umfasst mehr als Kult und Ritus, sondern ist auch das Einüben einer besonderen Haltung, die im Wissen um die Gemeinschaft im Glauben Vielfalt respektiert.

„Aufgabe der Kirchen ist und bleibt es, einen Grundkonsens zu vermitteln, der zugleich Vielfalt ermöglicht“, so der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm bei der Vorstellung des Textes. „Wer heute die Zeitung aufschlägt oder in sozialen Netzwerken unterwegs ist, stößt fast überall auf öffentlich diskutierte Themen, hinter denen letztlich ethische Fragen stehen.“ Über solche Fragen der Lebensführung und Lebenshaltung müsse in einer demokratischen Zivilgesellschaft diskutiert werden. „Unabhängig von der jeweiligen Mitgliederzahl bleiben die Kirchen und Religionsgemeinschaften für den Diskurs über ethische Grundorientierungen wichtige Orte“, so Bedford-Strohm. „Die vielfältigen Aktivitäten der Kirche schaffen die Räume, in denen Vielfalt und Gemeinsinn ausbalanciert würden. Zugleich sei es unverzichtbar, dass sich die Kirchen auch in den gesellschaftlichen Diskurs aktiv einmischen und zu aktuellen Fragen Stellung beziehen. „Salz der Erde kann die Kirche nicht werden, wenn das Salz auf einem eigenen Haufen neben der Welt liegt“, so der EKD-Ratsvorsitzende. Die Kirche lebe aus der Authentizität ihres Glaubens und damit aus ihrer geistlichen Kraft und sie bezeugt diesen Glauben in allen Dimensionen, den privaten wie den politischen. „Die Welt braucht dieses Zeugnis“, so Bedford-Strohm.

Erarbeitet wurde der Grundlagentext von der Kammer für Öffentliche Verantwortung. „Mit ihrer Stellungnahme zu einer drängenden grundlegenden Herausforderung der freiheitlichen Demokratie in unserem Land führt der Text „Vielfalt und Gemeinsinn“ grundlegende kirchliche Äußerungen zum Verhältnis von Kirche und Demokratie fort“, so der Münchner Theologieprofessor und Vorsitzende der Kammer, Reiner Anselm. „Die besondere Ressource des christlichen Glaubens liegt darin, einen verbindenden Rahmen vorzugeben und gleichzeitig individuell vielfältige Positionierungen zu ermöglichen.“

Der Text ist online als PDF abrufbar unter www.ekd.de/vielfalt und kann dort auch als Druckexemplar bestellt werden. Um 18 Uhr werden die Präses der Synode der EKD, Anna-Nicole Heinrich, und der ehemalige Bundesminister Thomas de Maizière in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin über die Schrift diskutieren.

Hannover, 27. Oktober 2021

Pressestelle der EKD
Carsten Splitt