Die Zehn Gebote als Lebensregeln für eine gute Welt

Margot Käßmann spricht auf Jahresempfang der Kirchen in Brüssel

„Ich bin überzeugt, die Zehn Gebote sind auch heute Regeln für ein gutes Zusammenleben“, so Landesbischöfin Margot Käßmann, Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegenüber deutschen Abgeordneten des Europäischen Parlaments und Mitarbeitern der Institutionen der Europäischen Union am 1. Dezember in Brüssel. Die Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers sprach auf dem gemeinsamen EU-Jahresempfang des Bevollmächtigten des Rates der EKD, Prälat Stephan Reimers, und des Leiters des Kommissariats der deutschen Bischöfe, Prälat Karl Jüsten.

Die Bischöfin unterstrich in ihrem Vortrag unter der Überschrift „Werte bewahren und Zukunft gestalten – Christliche Orientierung für das Zusammenwachsen Europas“, dass sich die biblischen Gebote durch die Jahrtausende hindurch bewährt hätten. „Die zehn Gebote sind elementar und ein Leitfaden für ethisches Handeln – so elementar, dass sie ein Leitfaden eben nicht nur vor 3000 Jahren, sondern auch für die Bürgerinnen und Bürger des so modernen 21. Jahrhunderts sein können.“

Die Kirchen müssten ihre Erfahrungen in Fragen von Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung in den Prozess der Globalisierung einbringen. Sie sei davon überzeugt, dass das Christentum zu den ethischen Maßstäben für diese Welt beitragen könne. Sie belegte dies anhand von Beispielen, die auf der Tagesordnung der Europapolitik stehen: vom Schutz des Sonntags im Arbeitsrecht und der Anti-Diskriminierungsgesetzgebung bis hin zum Umgang mit Flüchtlingen und Migranten. Gerade die weltumspannende Christenheit trage Verantwortung für eine globale Perspektive.

Doch Käßmann beschränkte sich nicht auf Aufrufe an Politik und Gesellschaft. Im Rahmen ihrer Rede ging sie auch auf die ambivalente Rolle der Kirchen in der europäischen Geschichte ein. Kirchengeschichte sei auch immer europäische Geschichte – das lasse sich heute noch an Grenzverläufen ablesen. So hätten die religiösen Auseinandersetzungen der Vergangenheit zur Spaltung Europas beigetragen. Umso anerkennenswerter sei der Verdienst der modernen ökumenischen Bewegung, die helfe, Grenzen nicht nur zwischen Religionen zu überwinden. Die Bischöfin rief die Kirchen auf, sich auf das Gemeinsame zu besinnen. So könnten von der christlichen Ökumene im Zeitalter der Globalisierung deutliche Impulse ausgehen: „Es geht um neue, menschengerechte Maßstäbe.“

Für Prälat Stephan Reimers war es der letzte Brüsseler Empfang vor seiner Pensionierung im Januar. In ihrer Begrüßung dankte die Leiterin des EKD-Büros Brüssel, Katrin Hatzinger, Reimers für sein Engagement auch in Europa: „Unser tiefer Respekt und Dank gilt Ihnen dafür, dass Sie denen eine Stimme verliehen haben, die ohne Lobby sind!“

Brüssel, 01. Dezember 2008

Pressestelle der EKD
Christof Vetter / Katrin Hatzinger