Eine ungewöhnliche Bibelübersetzung: Septuaginta Deutsch (LXX.D)

Das griechische Alte Testament wird erstmals in einer deutschen Übersetzung veröffentlicht

Über die Entstehung der Septuaginta wird erzählt, im antiken Alexandria hätten 72 jüdische Übersetzer die hebräische Bibel in 72 Tagen auf wundersame Weise gleichlautend ins Griechische übersetzt. Bis heute erinnert der Name „Septuaginta“ (das bedeutet: „siebzig“) an diese Entstehungslegende des griechischen Alten Testaments. Für die Christen der ersten Jahrhunderte war die Septuaginta die Bibel, die sie in der Regel benutzten. Eine Reihe von theologischen Aussagen - so auch die von der Geburt Jesu durch eine Jungfrau (Matthäus 1,23) – wird nur verständlich, wenn man die griechische Version der Bibel kennt. Überdies ist sie bis heute die Heilige Schrift der Orthodoxen Kirchen. Trotzdem wurde sie bislang noch nie in deutscher Übersetzung eigenständig veröffentlicht.

Dieser Mangel ist jetzt behoben. Die erste Ausgabe der Septuaginta in einer deutschen Übersetzung wird am 28. Januar 2009 um 15.30 Uhr in Berlin im Haus des Bevollmächtigten des Rates der EKD (Charlottenstraße 53/54) der Öffentlichkeit präsentiert. Zu der Präsentation, an der unter anderem Präses Nikolaus Schneider (Evangelische Kirche im Rheinland), Landesbischof Johannes Friedrich (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern), Jan Bühner (Generalsekretär der Deutschen Bibelgesellschaft) sowie die beiden Hauptherausgeber, Professor Wolfgang Kraus (Saarbrücken) und Professor Martin Karrer (Wuppertal), teilnehmen werden, wird hiermit herzlich eingeladen. Grußworte haben zugesagt Bischof Joachim Wanke (Erfurt) und Metropolit Augoustinos (Bonn).

Zeitweise arbeiteten über 80 Personen an dem Projekt, das seit 1999 von einer eigenen Arbeitsstelle koordiniert wurde. „Ohne die großzügige Förderung vor allem der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Deutschen Bibelgesellschaft hätten wir die Übersetzung nie abschließen können“ so Wolfgang Kraus. Die nun vorgestellte Übersetzung ist nicht das einzige Ergebnis der fast zehnjährigen Bemühungen. Die Übersetzungsarbeit wurde begleitet von Fachtagungen in Deutschland, Frankreich und den USA. „Deutschland wird in der internationalen Septuaginta-Forschung als wichtige Adresse wahrgenommen“, erklärt Martin Karrer nicht ohne Stolz.

Zu den Übersetzern gehören evangelische, katholische und orthodoxe Christen, die ihre Übersetzungsfragen auch mit jüdischen Gelehrten diskutierten. So entstand ein die christlichen Konfessionen untereinander und mit dem Judentum verbindendes Projekt. Den in Deutschland lebenden orthodoxen Christen steht erstmals eine Ausgabe ihrer Bibel in deutscher Sprache zur Verfügung.

Dem nun veröffentlichten Übersetzungsband, der immerhin 1500 Seiten dick ist, wird in absehbarer Zeit ein Doppelband mit wissenschaftlichen Erläuterungen zur griechischen Bibel folgen. Darüber hinaus planen die Herausgeber weitere Publikationen, die den Rang der Septuaginta als Quelle für wichtige Einsichten in die Weitergabe des alttestamentlichen Textes und als eine der Grundlagen europäischer Kultur erkennen lassen.

Hannover/Berlin, 16. Januar 2009

Pressestelle der EKD
Silke Römhild