Reminiszere 2024 - Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen

Im Fokus: Armenien & Berg-Karabach

Keine 24 Stunden dauerte der Angriff Aserbaidschans auf die armenische Enklave Berg-Karabach im September 2023. Die Bevölkerung hatte der Übermacht der Waffen Aserbaidschans nichts entgegenzusetzen. Innerhalb weniger Tage wurde die gesamte armenische Bevölkerung aus ihrer Heimat Berg-Karabach vertrieben. Zehntausende Menschen mussten nicht nur ihre Häuser und Felder aufgeben, sondern auch die Gräber ihrer Angehörigen, ihre Kirchen und Klöster und alles, was ihre Kultur ausmacht.

 

Die humanitäre Situation ist prekär bis katastrophal, die weiteren Entwicklungen sind ungewiss. Wie lässt sich konkret helfen? Nachfolgend finden Sie aktuelle Informationen, liturgisches Material und Spendenempfehlungen.

 

Seit 2010 ruft die EKD am 2. Sonntag der Passionszeit, Reminiszere, Kirchen und Gemeinden dazu auf, Fürbitten für verfolgte Christen zu halten und sich auch auf andere Weise für sie einzusetzen. Dazu erscheint jährlich eine Publikation, die ein bestimmtes Land in den Blick nimmt. 2024 soll Armenien im Fokus stehen. Die Publikation zum Sonntag Reminiszere am 25. Februar 2024 wird im Januar 2024 erscheinen.

Gebete und liturgische Texte

 

Der letzte Bus

 

Der letzte Bus verlässt das Land.

Kein Blick zurück auf das, was Zuhause war.

Was nicht mehr ist und nie mehr sein wird.

Wo ihre Lieder und Gebete noch nachhallen,

wo die Erzählungen, die Gerüche,

die Worte, die Stille

noch nicht ganz vertrieben sind.

Wo der Tisch noch gedeckt ist,

die Puppe verloren in der Ecke,

die Tiere zurückgelassen.

Wo noch nicht alle Spuren ausradiert sind,

von Arbeit und Alltag derer,

die hierher gehörten.

Von denen, die jetzt nicht mehr da sind.

Und nicht zurückkehren.

Verfolgt, vertrieben, gepeinigt, getötet.

Der letzte Bus verlässt das Land,

das ihr Land nicht mehr ist.

 

Sabine Dreßler

Gebet der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK)

 

Herr, unser Gott,

du willst, dass die Menschen in Achtung voreinander und in Frieden miteinander leben. Der Frieden ist zerbrochen. Der Angriff auf das Gebiet Berg-Karabach ist ein neuer Höhepunkt der Gewalt im Kaukasus. Sende deinen Geist der Liebe, der allein die Macht hat, die Spirale der Gewalt und des Hasses zu durchbrechen.
Du hast die Erde erschaffen, damit alle Generationen auf ihr friedlich leben können. Setze der Not derer, die um Leben und Heimat fürchten müssen, ein Ende. Verhüte weitere Gewalt in Berg-Karabach und an den Grenzen Armeniens und sei bei allen, die in Deutschland in Sorge um ihre Angehörigen im Kaukasus leben. Hilf die Wunden zu heilen. Stärke, die auf der Flucht sind. Nimm in deine Barmherzigkeit auf, die getötet wurden. Beende den Wahnsinn des Tötens.

Du schenkst Hoffnung und erneuerst das Angesicht der gesamten Erde. Beschenke alle Hoffnungslosen und Perspektivlosen in Bergkarabach, Armenien, Aserbaidschan, Türkei, Iran und bei uns mit neuer Zuversicht und Mut durch deinen Heiligen Geist. Bahne du einen Weg, dass eine Zukunft dort möglich ist.

Amen.

Kyrie

Kyrie heißt auch: Ich kann nicht beten.
Es macht mich stumm, das Leid.
Kyrie heißt: Ich muss nicht sprechen.
Einer redet für mich.

Kyrie, das ist auch: Wir müssen reden.
Für die anderen.
Die nicht mehr reden können.
Die Toten. Die auf der Flucht.
Deren Stimme sonst keiner hört.

Kyrie eleison – das ist:
Du bist da, Gott.
Oder auch: Bitte seid da, Gott.
Bei den Menschen in den Bergen.
Mit den vertriebenen, gepeinigten Völkern.
Hilf Fliehen. Gib Schutz.
Mach Frieden.

Gott, erbarme dich.

Anne Gidion