Bischöfin Fehrs ruft trotz Terror zu Friedensbemühungen auf
Nötig seien Einfühlsamkeit und „der feste Glaube daran, Frieden erringen zu können.“
Osnabrück, Hamburg (epd). Die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs hat die Menschen aufgefordert, sich trotz Terror und kriegerischer Gewalt in Israel, der Ukraine und weiteren Konflikten weltweit beharrlich für Frieden einzusetzen. Dafür reichten gute Worte nicht aus, sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch in Osnabrück in einem ökumenischen Gottesdienst laut Predigtmanuskript. Nötig seien Einfühlsamkeit und „der feste Glaube daran, Frieden erringen zu können“, sagte Fehrs im katholischen Dom anlässlich des Jubiläums „375 Jahre Westfälischer Frieden“.
Die Theologin würdigte die Verhandler Mitte des 17. Jahrhunderts, die in einer komplexen Konfliktsituation jahrelang um Kompromisse gerungen hätten. Das gebe auch heute Hoffnung und sei eine tröstliche Perspektive für eine Welt, die wie damals „aus den Fugen“ geraten sei.
Fehrs verurteilte den Terror der Hamas gegenüber Zivilisten in Israel scharf: „Hier wurde nicht allein Völkerrecht eklatant gebrochen, sondern eine zivilisatorische Grenze überschritten.“ Mit Blick auf die Ukraine mahnte Fehrs, dass ein Ende der Kampfhandlungen eine ernsthafte Möglichkeit bleiben müsse. „Es darf nicht die gesamte Ukraine zugrunde gehen. Auf gar keinen Fall darf es zu einer atomaren Eskalation kommen, zu einem territorialen Flächenbrand.“
Der langjährige Frieden in Europa verpflichte die Christen zu einer aufrichtigen Haltung für Menschlichkeit und gegen den „völkisch-nationalen Egoismus, der um sich greift“, unterstrich die Bischöfin. „Gott schenke uns deshalb diesen uneigennützigen Blick darauf, was dem anderen zum Guten dient, dem Kind, den Alten und dem geflüchteten Menschen in der Nachbarschaft auch.“
Osnabrück feierte am Mittwoch unter anderem mit dem Gottesdienst und einem Friedenssingen der Bürger den 375. Jahrestag der Verkündung des Westfälischen Friedens von der Osnabrücker Rathaustreppe. Die Verträge waren am 24. Oktober 1648 in Münster unterzeichnet worden. Zuvor hatten Gesandte der Kriegsparteien fünf Jahre lang in beiden Städten verhandelt, während die Kämpfe weitergingen.
Der Friedensschluss stabilisierte die Machtverhältnisse im damaligen Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation und bestimmte erstmals die Gleichberechtigung von Katholiken, Lutheranern und Calvinisten. Er befriedete auch äußere Konflikte wie mit Frankreich und Schweden und gilt als Grundlage für die Entwicklung des Völkerrechts. Basis war unter anderem eine Amnestie für alle Gewalttaten in den 30 Kriegsjahren, in denen bis zu 6,5 Millionen Menschen ums Leben kamen.