Kurschus auf Solidaritätskundgebung mit Israel

„Scham und Zorn“

Ein breites Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Verbänden demonstriert nach dem Angriff der Hamas auf Israel mit Tausenden Menschen am Brandenburger Tor für Solidarität mit dem Land. Der Bundespräsident findet dabei klare Worte.

Annette Kurschus

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Annette Kurschus, bei der Kundgebung „Aufstehen gegen Terror, Hass und Antisemitismus - in Solidaritaet und Mitgefuehl mit Israel“ am 22. Oktober 2023, vor dem Brandenburger Tor in Berlin. Ein breites zivilgesellschaftliches Buendnis hatte eingeladen, dem alle demokratischen Parteien des Bundestags, der Deutsche Gewerkschaftsbund und Arbeitgeberverband, der Zentralrat der Juden, die evangelische und katholische Kirche sowie die muslimische Organisation Alhambra angehoeren. 

 

Berlin (epd). Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Sonntag in Berlin gemeinsam mit Tausenden Menschen bei einer Kundgebung die Solidarität mit Israel nach dem Terrorangriff der Hamas betont. Er verurteilte die Anschläge auf jüdische Einrichtungen in Deutschland: „Jeder einzelne Angriff erfüllt mich mit Scham und Zorn“, sagte Steinmeier bei der Kundgebung am Brandenburger Tor. Dort versammelten sich nach Angaben der Veranstalter 25.000 Menschen. Die Polizei sprach von geschätzten 10.000 Teilnehmern.

„Den Terroristen, die die Geiseln als Schutzschild missbrauchen, rufe ich zu: Beenden Sie die Barbarei! Lassen Sie die Unschuldigen frei“, appellierte Steinmeier. An die Angehörigen der bei dem Terrorangriff Verschleppten gerichtet sagte er: „Wir leiden, wir beten, wir flehen mit Euch. Und wir wollen tun, was in unserer Macht steht, damit Ihre Angehörigen so schnell wie möglich freikommen.“

Der israelische Botschafter Ron Prosor betonte, zu dem Kampf gegen die Terrororganisation gehöre auch der Kampf gegen ihre Unterstützer. Parolen wie „Tod den Juden“ dürften auf den Straßen Deutschlands nicht geduldet werden. Er forderte „null Toleranz für jede Form von Antisemitismus“.

Bei der Kundgebung bat eine junge israelische Frau die Anwesenden, mit ihr ein Geburtstagslied für ihre verschleppte Schwester zu singen: „85 Jahre, nach dem meine Großmutter aus Deutschland geflohen ist, bitte ich Sie um ihre Hilfe.“ Ein junger Mann beschrieb seine Hilflosigkeit nach der Verschleppung seiner Frau und seiner beiden drei und fünf Jahre alten Töchter. „Haltet durch, euer Vater liebt euch, umarmt einander, unsere Liebe wird gewinnen“, rief er ihnen von der Kundgebung aus zu.

SPD-Chefin Saskia Esken betonte, die Geiseln der Hamas seien Zivilisten. Die Angst der Angehörigen zerreiße ihr das Herz. Wer Jüdinnen und Juden angreife, „greift uns alle an“. CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, forderte dazu auf, alles dafür zu tun, damit die Geiseln zu ihren Familien zurückkehren. Der Grünen Co-Vorsitzende Omid Nouripour betonte, „wir stehen geschlossen an der Seite Israels“. Oft gebe es Grautöne, aber jetzt sei klar, wer gut und wer böse ist. Auch FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai forderte, in der Solidarität mit Israel nicht nachzulassen.

Tausende Teilnehmer an der Solidaritätskundgebung mit Israel
Tausnede Teilnehmende an der Solidaritätskundgebung mit Isaral am Brandenburger Tor

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte, es gebe keine Rechtfertigung für Judenhass: „Und jeder Versuch, das Massaker vom 7. Oktober zu relativieren, ist Antisemitismus. Jedes 'Ja, aber‘ verharmlost.“

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Michael Gerber, sagte zum Terrorangriff der Hamas: „Niemand darf dazu schweigen - und ebenso wenig zu den antisemitischen Ausbrüchen, die wir in diesen Tagen auch in Deutschland erleben.“

Der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, sagte, dass das Internet voll von Hass auf Israel sei, habe nichts mit pro-palästinensischen Positionen zu tun, sondern sei „blanker Antisemitismus“. Weitere Rednerinnen und Redner waren unter anderem Linken-Parteichef Martin Schirdewan und „Fridays for Future“-Aktivistin Luisa Neubauer.