Morgenandacht

Christiane Fette

Liebe Anwesende!

Ich begrüße Sie ganz herzlich zu dieser Morgenandacht. Wir wollen diese Andacht feiern im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Ich lade Sie ein, das Gebet unter der Nr. 816 aufzuschlagen, das wir gemeinsam beten.

(Gebet 816, danach Lied 449, 1-3)

Auf dem Weg in die Irre ist Rückschritt Fortschritt. Ich gehe davon aus, jeder hier im Raum kennt die Bauchschmerzen, die man hat, wenn man sich eingestehen muss, gescheitert zu sein. Und ich denke, jeder kennt auch das erleichternde Gefühl und das Aufatmen, wenn man sich verlaufen hat und jemand einem dann den Weg weist, den Weg weisen kann. In dem Moment, in dem ich orientierungslos umherlaufe, kann ich keinem anderen weiterhelfen. Nur wenn ich den Weg zu Gott kenne, kann ich auch anderen in Bezug auf ihn Weisung geben.

Als Pfarrer oder Mitarbeiter einer Gemeinde bin ich in der Verantwortung. An einem Pfarrer und an einem Mitarbeiter orientieren sich viele Gemeindeglieder. Wenn nicht er dort vorn, wer sollte dann wissen, wo es langgeht? Er heißt ja nicht umsonst „Hirte“ und „Gemeindeleiter“.

„Ich will die Übertreter deiner Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren.“ Psalm 51, Vers 15. Wer kann so etwas sagen? Hier ist jemand, der nicht aus seinem Amt heraus, sondern aus persönlicher Betroffenheit schmerzlichst begriffen hat, was der falsche Weg für ihn war. Es ist ein Mensch, der Bojen im Meer übersehen hat und dann auf eine Sandbank aufgelaufen ist, der sich festgefahren hat.

Nachdem er sich aber seine Selbstherrlichkeit eingestanden hat und seine Zuflucht bei Gott findet, folgt der Erkenntnisumschwung. Gottes Gebote sind und bleiben gut. Diese Einsicht erfüllt ihn mit tiefer Dankbarkeit. Er kann und will sie niemandem mehr vorenthalten. Sein Herzensanliegen ist es nun, seine Mitmenschen vor Irrwegen zu bewahren und ihnen damit zu helfen.

„Ich will die Übertreter deiner Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren.“ Im Psalmwort ist nicht die Rede von einem Weg, sondern von den Wegen Gottes, also im Plural. Warum? Es führen eben nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch zu Gott, immer jedoch unter der Berücksichtigung, dass mein Weg auf Gottes Weisung gerichtet ist. Sie führen zum Leben.

Aber wie finde ich nun heute meinen Weg zu Gott? Durch den Sohn, der den Weg selbst vorausgegangen ist, und durch den Heiligen Geist, der Jesu Weg für mich aktualisiert. Der Heilige Geist führt mich auf Jesu Weg zum Vater. Der Heilige Geist führt uns innerhalb der lesbaren Weisungen der Thora zum Bund und der durch Christus vorgelebten prophetischen Thora des neuen Bundes, Gott von ganzem Herzen zu lieben und seinen Nächsten wie sich selbst.

Aber schön formulieren kann ja jeder. Was besagt das jetzt für die Praxis?

Auf Irrwegen ist Rückschritt Fortschritt. Buße tun bedeutet, sich abwenden von den falschen Wegen, wo ich weiß, dass ich auflaufe, mich festfahre und mir letztendlich nur selbst schade und mich daraufhin wieder hinwende zu Gott und seinen Weisungen. Für mich folgt daraus, dass ich nicht zu feige bin, mir meine Selbstherrlichkeit einzugestehen. Buße ist wegweisend.

„Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“, hat unser Herr Jesus Christus gepredigt und damit sein Wirken eingeleitet, seine Jünger gerufen, Kranke geheilt, Sünde vergeben, Ausgestoßene in die Gemeinschaft gerufen, sein Leid ertragen und sich am Kreuz dem Vater anbefohlen. Mit ihm, dem Sohn Gottes, dem Weg zu Gott ist uns das Himmelreich nähergekommen. Er kennt den Weg, er ist der Weg. Wenn er die Übertreter lehrt, ruft er ihnen und damit auch uns zu: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!

Wenn wir dann Buße getan haben, ist das ein weiterer Grund, aus derselben Dankbarkeit heraus und mit dem hüpfenden Herzen über die gute Erkenntnis und dem Gefühl der Verantwortung für die, die noch nicht aufgewacht sind, hervorbrechen: Ich will die Übertreter deiner Wege lehren, dass sich die Sünder zu dir bekehren! Amen.

(Lied 449, 5, 6 und 8)

Das Gebet, das Jesus seinen Jüngern gelehrt hat und damit auch uns, möchte ich nun gemeinsam mit Ihnen beten. - Es segne und behüte Sie Gott, der Allmächtige, der Vater durch den Sohn und den Heiligen Geist. Amen.


07. November 2007