Ansprache zur Verabschiedung von Martin Schindehütte als Auslandsbischof und zur Einführung von Petra Bosse-Huber als Auslandsbischöfin der EKD

Nikolaus Schneider

Verabschiedung und Einführung in der ersten Adventwoche feiern – das weist uns auf den notwendigen Zusammenhang von einem dankbaren Blick zurück und einer freudigen und hoffnungsvollen Erwartung nach vorn. Denn Advent „richtig“ feiern, verlangt doch auch beides: Unseren dankbaren Blick zurück auf den Stall in Bethlehem zur Zeitenwende, auf die Ankunft und Menschwerdung Gottes damals in Israel. Und zugleich feiern wir Advent mit dem erwartungsvollen Blick nach vorn. Wir erwarten und erhoffen die Ankunft des Gottessohnes mit dem zukünftigen Gottesreich. Die Vergegenwärtigung unserer Erinnerung und unserer Hoffnung ist es, die das Feiern der Adventszeit zu einer Kraftquelle und Inspiration für unser gegenwärtiges Leben macht.

Verabschiedung und Einführung – beides braucht wie das Feiern der Adventszeit den dankbaren Blick zurück und den hoffnungs- und erwartungsvollen Blick nach vorn. Denn beides ist wie eine Tür oder wie ein Tor in einen neuen Lebensraum. Für das Durchschreiten dieser Tür ist es ermutigend und segensreich, einander zuzusingen: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit“. So wie wir es zu Beginn dieses Gottesdienstes getan haben. Denn es stärkt uns in unserer Gewissheit: In allen Lebensräumen will uns der lebendige Herr der Herrlichkeit begegnen und leiten. In dem Lebensraum der aktiven kirchlichen Leitungsverantwortung oder in dem des (aktiven) Ruhestandes. In dem Lebensraum der Evangelischen Kirche im Rheinland oder in dem der EKD. Wir dürfen uns der Nähe und Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus gewiss sein, wo und wie immer wir leben. In dieser Gewissheit blicken wir dankbar zurück und gehen wir zugleich hoffnungsvoll nach vorn.

Gut, dass uns mit dem Advent Jesu Christi für jeden Abschied und für jeden Neubeginn die ermutigende Gewissheit geschenkt ist: ‚Nicht um der Werke der Gerechtigkeit willen, die wir getan haben, macht Gott uns selig, sondern nach seiner Barmherzigkeit, die er uns in Jesus Christus erwiesen hat und täglich neu erweist‘ (vgl. Titus 3, 4-8). Gott macht uns selig durch seine Barmherzigkeit, von der wir gerade auch in der Adventszeit singen und sagen. Gott macht uns selig durch seine Barmherzigkeit, damit wir durch unsere Barmherzigkeit Zeugnis geben von Gottes Menschennähe auf dieser zugleich so schönen und schrecklichen Erde. „Barmherzigkeit ist eine Gesinnung, die Elend nicht sehen kann, ohne sich zum Helfen angetrieben zu fühlen.“ – so definiert meine alte Taschenkonkordanz von 1961 den biblischen Begriff „Barmherzigkeit“, der Gottes Liebe zu uns Menschen und unsere Liebe zu unseren Mitmenschen beschreibt.

Eine solche heilsame und heilende Barmherzigkeit, die sollen und können wir erfahren und die sollen und können wir tun in allen unseren Lebensräumen – im aktiven Dienst einer Auslandsbischöfin wie im Ruhestand eines Auslandsbischofs. Dazu segne Euch beiden und uns alle Gott, der uns in Jesus Christus erschienen ist und erscheinen wird.

Amen