Grußwort anlässlich der Verabschiedung von Martin Schindehütte und der Einführung von Petra Bosse-Huber

Kirchenpräsident Christian Schad

Liebe Schwestern und Brüder!

Als sich Martin Schindehütte im Sommer 2006 dem Präsidium der UEK als Kandidat für das Doppelamt: Auslandsbischof und Leiter des Amtes der Union Evangelischer Kirchen in der EKD vorstellte, machten einige im UEK-Präsidium große Augen!

Denn Sie, lieber Bruder Schindehütte, der Sie bisher Geistlicher Vizepräsident der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers waren und also aus dem Kontext der VELKD kamen, sagten damals einen programmatischen Satz, der in der UEK selber längst noch nicht common sense war. Sie erklärten: „Ich trete dafür ein, dass die UEK bis auf Weiteres bestehen bleibt!“

Es war und ist bis heute Ihre tiefe Überzeugung, dass unterschiedliche Prägungen in der Evangelischen Kirche einander brauchen, einander erfordern, einander beschenken. Geschwisterliche Vielfalt, einander ergänzende, korrigierende und bereichernde Pluralität, ist kein Mangel, sondern gehört zum Wesen der Kirchengemeinschaft und ist in gewisser Weise Voraussetzung lebendiger Einheit. Einer Einheit, die nicht gleich macht, die nicht gesichtslos ist, sondern gerade in der Unterschiedlichkeit der Prägungen den Reichtum der Gaben Gottes entdeckt. Entsprechend haben die gliedkirchlichen Zusammenschlüsse ihren Auftrag nicht neben der EKD, sondern in ihr zu erfüllen.

Und gerade im letzten Jahr, lieber Bruder Schindehütte, haben wir in der Perspektivgruppe von UEK, EKD und VELKD erfahren, wie die Sensibilität und Achtsamkeit für das Anderssein des Anderen zu Offenheit und wechselseitigem Vertrauen geführt hat.

Ich habe immer bewundert, mit welcher theologischen Leidenschaft, aber auch mit welcher Freude und kommunikativen Energie, Sie Ihren vielfachen Aufgaben nachgekommen sind. Erst vor vier Wochen haben wir es noch einmal erlebt, als Sie – nur wenige Stunden, nachdem Sie aus Südkorea kommend, im Morgengrauen in Düsseldorf gelandet waren, präsent, sachorientiert und menschlich zugewandt im Präsidium der UEK Rede und Antwort standen. Ihren Geburtstag haben Sie tags zuvor gewissermaßen zwischen Himmel und Erde und zwischen den Kontinenten „gefeiert“, wenn man dabei überhaupt von „feiern“ reden darf. Aber so war es oft in den vergangenen sieben Jahren. Und sonntags haben Sie sich dann frühmorgens in den Intercity von Hannover nach Berlin gesetzt, um Ihrem Predigtauftrag im Berliner Dom nachzukommen, der ja mit der Leitung des Amtes der UEK verbunden ist.

Dennoch will ich nicht verschweigen, dass Ihre Doppelaufgabe Sie häufig – über die Grenzen des Zumutbaren hinaus – gefordert hat. Sie haben sich das nicht anmerken lassen; aber gerade in den letzten Monaten doch deutlich signalisiert, dass es im Kirchenamt der EKD in absehbarer Zeit zu organisatorischen Veränderungen kommen müsse. Was mir in der persönlichen Begegnung mit Ihnen, lieber Bruder Schindehütte, immer auffiel: Ihre hohe Wertschätzung, die Sie Ihren unmittelbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entgegengebracht haben. Sie haben ihnen etwas zugetraut und durch Ihre eigene Begeisterung für die Sache ein Klima, eine Atmosphäre geschaffen, die wohltuend war. Sie haben Ihre Aufgaben immer im Respekt vor Ihrem Gegenüber und mit einem weiten Herzen wahrgenommen. Gerade so haben Sie auch der Union Evangelischer Kirchen in der EKD gedient und diese selber vorangebracht. Für diesen Einsatz an Lebenskraft und Lebenszeit danke ich Ihnen in unser aller Namen von Herzen!

Auf die Zusammenarbeit mit Ihnen, liebe Schwester Bosse-Huber, freuen wir uns! Sie kommen aus einer Landeskirche, in der reformierte, lutherische und unierte Gemeinden ihre je eigene Identität zur Geltung bringen und gerade so eine sichtbare Gemeinschaft bilden.

Ich wünsche mir, dass Sie diese Erfahrung jetzt auch in die Arbeit der UEK und der EKD einbringen und zeigen können, dass die Pluralität von Bekenntnistraditionen einen biblisch gerechtfertigten Reichtum darstellt und der Einheit und Katholizität der Kirche produktiv dient.

In diesem Sinn sage ich Ihnen hier, in Hannover, ein herzliches Willkommen – und Ihnen, lieber Bruder Schindehütte, einen gesegneten Übergang in den Ruhestand. Seien und bleiben Sie beide Gott befohlen!