Pressestatement zur Eröffnung des Studienzentrums der EKD für Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover

Dr. Simone Mantei, Studienleiterin

Neuer Auftrag für das Studienzentrum

Das Studienzentrum für Genderfragen soll „zur Gestaltung einer Kirche beitragen, in der die Vielfalt menschlicher Begabungen auf allen Ebenen […] zum Tragen kommt.“ So formuliert es der Rat der EKD in der Ordnung des Studienzentrums.

„Hier ist nicht Jude noch Grieche“, heißt es schon in der Bibel, „hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Gal. 3,28). Das managing diversity, die Verhältnisbestimmung von menschlicher Vielfalt und christlicher Identität, ist also keine neue aber eine bleibende Herausforderung.

„Ich freue mich über das Studienzentrum mit dieser neuen Ausrichtung.“, schreibt Bischöfin Junkermann in ihrem Grußwort zur Eröffnung. „Und ich erhoffe mir wichtige Impulse, die unsere Kirche in ihrem Zeugnis von Einheit in Verschiedenheit, eins in Christus, beflügeln und stärken!“  

Eine Kultur zu fördern, in der die Vielfalt menschlicher Begabungen sich entfalten kann, ist kein kurzfristiger, sondern ein mittel- bis langfristiger Prozess. Er muss von vielen mitgetragen werden und erfordert weiterhin Bildungs- und Bewusstseinsarbeit. Gott sei Dank stehen wir nicht mehr am Anfang des Weges, sondern sind in den letzten Jahrzehnten schon ein gutes Stück gegangen.

Als Kirchengeschichtlerin schaue ich dankbar zurück auf den Weg, der hinter uns liegt. Als Praktische Theologin interessiert mich, wo steht die Kirche heute in Geschlechterfragen und wohin ist sie unterwegs? Die Perspektiven spiegeln sich in meinen Arbeitsschwerpunkten.

Jubiläen der Frauenordination

Auf Anregung des Studienzentrums wird die EKD-Synode im Herbst das 25jährige Jubiläum der Beschlüsse über die Gemeinschaft von Männern und Frauen in der Kirche begehen. Auf der EKD-Synode 1989 in Bad Krozingen sind wichtige Weichen gestellt worden wie die Einführung der Gleichstellungsbeauftragten und der Quotenregelung.

Aufarbeitung und Würdigung der Geschichte geschieht auch durch die Beratung von Landeskirchen, die Jubliäen der Frauenordination vorbereiten.

Gleichstellungsatlas

Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit in diesem Jahr liegt auf der Erstellung des ersten Gleichstellungsatlas‘ für die evangelische Kirche. Nach einem Vorbild aus dem Bundesfamilienministerium wird der Atlas Auskunft geben über den aktuellen Stand der Gleichstellung in den Landeskirchen. Wie ist die Geschlechterverteilung in den Kirchenvorständen, Synoden und unter den Hauptamtlichen? Wenn der Atlas im Herbst der EKD-Synode vorgelegt wird, soll er als fundierte Grundlage dienen für die weitere Befassung mit Geschlechterfragen.

Noch ist die Konzeptionsphase des neuen Studienzentrums nicht abgeschlossen. Wir hoffen jedoch, dass wir Ihnen einen ersten Eindruck von der Neuausrichtung und den aktuellen Projekten geben konnten. Gerne stehen wir Ihnen jetzt für Ihre Fragen zur Verfügung.