Johannes-a-Lasco-Bibliothek bekommt neuen Leiter

Kirchenhistoriker Kestutis Daugirdas übernimmt das Haus am 1. November

Johannes-a-Lasco-Bibliothek innen
Die Emder Bibliothek zählt zu den wichtigsten Sammlungen des reformierten Glaubens.

Emden (epd). Der Kirchenhistoriker Kestutis Daugirdas wird neuer wissenschaftlicher Vorstand der Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek. Der 44-jährige gebürtige Litauer werde die Leitung am 1. November übernehmen, sagte der Präsident der Evangelisch-reformierten Kirche, Martin Heimbucher. Der jetzige Vorstand, Marius Lange van Ravenswaay, tritt in den Ruhestand.

Die Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek ist eine öffentliche geisteswissenschaftlich und theologisch ausgerichtete Spezialbibliothek. Benannt ist sie nach dem aus Polen stammenden Reformator Johannes a Lasco (1499-1560), der zwischen 1542 und 1549 in Emden wirkte. Unter Experten gilt die Bibliothek als die weltweit wichtigste Sammlung zum reformierten Protestantismus, der in der Tradition der Reformatoren Calvin und Zwingli steht.

Daugirdas stammt aus Kaunas und studierte evangelische Theologie in Frankfurt/Main und Mainz. Sein Vikariat absolvierte der reformierte Theologe in Litauen, wo er auch zum Pastor ordiniert wurde. Nach mehreren wissenschaftlichen Stationen arbeitet er seit 2010 als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibniz-Institut für europäische Geschichte in Mainz. Seit 2011 ist Daugirdas deutscher Staatsbürger. 2016 wurde er an der Universität Tübingen habilitiert.

Weltweiter Horizont

Die Arbeit in der a-Lasco-Bibliothek sei eine große wissenschaftliche Herausforderung, sagte Daugirdas. Er bringe ein Forschungsprojekt mit nach Emden, bei dem es um die digitale Erschließung und Vernetzung von historischen Briefen und Drucken geht. Sogar astronomische Daten der Weltraumagenturen NASA und esa würden dabei mit den historischen Quellen verknüpft. Dieses Prinzip wolle er langfristig auf den gesamten Bestand der Bibliothek anwenden, so dass Wissenschaftler in aller Welt über das Internet gemeinsam Inhalte nutzen könnten.

Kirchenpräsident Heimbucher sprach als Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung der Bibliothek von einer „wunderbaren Aussicht“. Mit dem neuen Leiter erhalte die Bibliothek einen „europäischen und weltweiten Horizont“. Zu den Sammlungsgebieten der Bibliothek gehören die reformierte Theologie, die Konfessionsgeschichte der frühen Neuzeit und die Landesgeschichte Ostfrieslands. Insgesamt verfügt sie über mehr als 160.000 Bände, deren Grundbestand auf die seit 1559 bestehende Büchersammlung der reformierten Gemeinde Emden zurückgeht.

1995 wurde die Bibliothek in den Ruinen der 1943 zerstörten Großen Kirche in Emden eröffnet. Wegen der desolaten finanziellen Situation der Stiftung wurde der damalige Leiter im Herbst 2008 entlassen. Die Bibliothek musste ein Jahr lang schließen und konnte nur dank einer Rettungsaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Februar 2010 wieder eröffnen.