Jan Janssen wird neuer Bischof der Oldenburger Kirche

Rastede (epd). Kirchentagspastor Jan Janssen wird der neue Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg. Die im ammerländischen Rastede (Niedersachsen) tagende Synode wählte den 45-jährigen Fuldaer Theologen am Freitag im zweiten Wahlgang mit 56 Stimmen bei drei Enthaltungen und einer ungültigen Stimme in das höchste Amt der 500.000 Mitglieder zählenden Kirche. Der neue Bischof wird am 29. September in sein Amt eingeführt, wenn der amtierende Bischof Peter Krug (64) in den Ruhestand verabschiedet wird.

Janssens Gegenkandidat Professor Dieter Beese (52) aus Münster war im zweiten Wahlgang nicht wieder angetreten, nachdem er nur 16 der insgesamt 60 Stimmen der Kirchenparlamentarier erhalten hatte. Janssen dagegen verpasste im ersten Wahlgang mit 44 Stimmen das notwendige Quorum um nur eine Stimme.

Der künftige Bischof dankte für das Vertrauen und sagte: "Ich nehme die Wahl von Herzen gern an und werde die Aufgabe mit gelassenem Selbstbewusstsein und gesundem Gottvertrauen angehen." Zunächst wolle er die Menschen in der Landeskirche neu kennenlernen und auch diejenigen wahrnehmen, die am Rande stehen. Es erfülle ihn mit Respekt und Freude, dass er für die große Aufgabe so viel Rückenwind habe. Janssen ist verheiratet und hat drei Kinder.

Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischof Wolfgang Huber, reagierte "mit großer Freude" auf Janssens Wahl. Janssen bringe herausragende Erfahrungen in sein neues Amt ein. Die ihm eigene "Zuversicht und Unverzagtheit als Prediger des Evangeliums in einer Welt, die sich neu ihrer religiösen Wurzeln besinnt", werde ihm dabei zugute kommen, sagte Huber.

Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann sagte, sie freue sich riesig über die Wahl: "Es wird uns in Niedersachsen guttun, dass Jan Janssen nun seine großen Erfahrungen als Kirchentagspastor einbringen kann." Sie sei überzeugt, dass es eine sehr gute Zusammenarbeit mit ihm in der Konföderation der fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und der Evangelisch-reformierten Kirche in Leer geben werde.

Janssen wurde in Bad Bevensen geboren und ist seit 2002 Pastor beim Deutschen Evangelischen Kirchentag mit Sitz in Fulda. Bei den großen Christentreffen ist er verantwortlich für die Gottesdienste. Er studierte in Münster, Bern und Göttingen Theologie und war von 1992 bis 1994 Vikar in Oldenburg. Danach war er zwei Jahre Pastor in Wiefelstede bei Oldenburg. Beim Kirchentag in Leipzig war er 1996 und 1997 Abteilungsleiter für Projekte. Anschließend übernahm Janssen eine Pfarrstelle an der Wilhelmshavener Christus- und Garnisonkirche. Hier war er auch verantwortlich für die "Kirche am Meer" zur Expo 2000.

23. Mai 2008


Gelassen und fröhlich im Glauben

Jan Janssen wird neuer evangelischer Bischof in Oldenburg - (Porträt)

Von Jörg Nielsen (epd)

Rastede (epd). Der neue Bischof hört gern Jazz, liebt die Nordsee und arbeitet in seiner Freizeit im Garten. Vom 1. Oktober an leitet Jan Janssen die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg. Der 45-jährige Kirchentagspastor wurde am Freitag von der Synode im ammerländischen Rastede (Niedersachsen) zum Nachfolger von Bischof Peter Krug (64) gewählt, der Ende September in den Ruhestand tritt.

Die Oldenburger Landeskirche mit ihren 500.000 Mitgliedern zwischen Wangerooge und den Dammer Bergen kennt der verheiratete Vater von drei Kindern gut. Aufgewachsen ist der Sohn eines Diakons und einer Kirchenmusikerin im friesländischen Sengwarden, sein Vikariat absolvierte er in Oldenburg. Als Pastor war er unter anderem in Wilhelmshaven tätig, bis er 2002 als Kirchentagspastor nach Fulda ging.

"Der Wanderzirkus Kirchentag hat mich natürlich geprägt", sagt Janssen. Doch er weiß, dass das große Christentreffen ohne aktive Gemeinden in ganz Deutschland gar nicht möglich wäre. "Der Kirchentag ist ein wunderbarer Ausnahmezustand, der die Ortsgemeinde im Alltag bereichern kann. Aber er ist kein Dauerzustand."

Gelernt hat er beim Evangelischen Kirchentag, dass die Kirche abhängig ist von den "Experten des Alltags", den Ehrenamtlichen. Das gilt für alle Bereiche, auch für den Gottesdienst, der ihm besonders am Herzen liegt: "Ein biblisches Wort gehört nicht nur in den Mund eines Pastors." Der Gottesdienst müsse nahe an den Fragen der Menschen sein und dürfe nicht zu einer musealen Veranstaltung werden.

Als Oldenburger Bischof sei er der "erste Pfarrer der Kirche" und damit auch Pfarrer und Seelsorger für die Theologen, beschreibt Janssen seine neue Aufgabe. Darüber hinaus wolle er Prozesse anstoßen, "aber nicht als abgehobene Einzelperson". Vielmehr gehe es um ein gemeinsames Gestalten. "Und das geht am besten mit einer selbstbewussten Kirche, die ihren Bischof auch dann und wann erdet."

23. Mai 2008