Evangelische und Russische Orthodoxe Kirche sprechen über Frieden

München (epd). Mit einem zweitägigen Treffen in München setzen die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Russische Orthodoxe Kirche ihre offiziellen Gespräche fort. Unter der Überschrift "70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs" wollen die deutschen und russischen Kirchenvertreter am 10. und 11. Dezember über Krieg, Frieden und Versöhnung sprechen. Die Delegation der EKD wird vom Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm geleitet, die russische vom Metropoliten Hilarion von Volokolamsk, dem Leiter des Außenamts der Russischen Orthodoxen Kirche.

"Gibt es jetzt etwas, was wir Kirchen für den Frieden tun können?"

Mit dem Schwerpunkt auf Versöhnung und Frieden sei für den bilateralen Dialog ein Thema gewählt worden, "zu dem wir zusammen etwas beitragen können", sagte der Referent für Orthodoxie in der EKD, Martin Illert, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er erwarte, dass die Kirchenvertreter neben dem gemeinsamen Gedenken an die Opfer auch über die heutige Situation sprechen und sich die Frage stellen: "Gibt es jetzt etwas, was wir Kirchen für den Frieden tun können?"

Die aktuellen Konflikte in der Ukraine und in Syrien und unterschiedliche politische Einschätzungen dazu stehen nicht auf der Tagesordnung. Ziel der Zusammenkunft sei, über die Aspekte zu sprechen, wo Gemeinsamkeiten möglich sein könnten, sagte Illert. Dazu gehörten die Diakonie und auch die Situation der Christen im Nahen Osten.

Letzte Gespräche 2012 in Rostow am Don

Zuletzt waren die protestantischen und orthodoxen Kirchenvertreter vor drei Jahren, Mitte Dezember 2012, im russischen Rostow am Don zusammengetroffen. Davor hatte es eine längere Pause der in den 1950er Jahren begonnenen ökumenischen Gespräche gegeben: Auf die Wahl der damaligen hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann zur Ratsvorsitzenden der EKD Ende 2009 hatte die Russische Orthodoxe Kirche mit der Aussetzung der zwischenkirchlichen Kontakte reagiert. In den vergangenen Jahren hatte die Russische Orthodoxe Kirche ihre Beziehungen zu mehreren protestantischen Kirchen in der Welt unter Hinweis auf deren Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften oder Pfarrern abgebrochen.

9. Dezember 2015