Finanzexperte Klaus Winterhoff sieht die Kirchen vor einem weiterem Umbruch

Bielefeld (epd). Der scheidende Finanzchef der Evangelischen Kirche von Westfalen, Vizepräsident Klaus Winterhoff, hält neue Reformen in den Kirchen für nötig, damit sie weiter ihrem Auftrag gerecht werden können. "Der Status quo hat nirgendwo Verheißung – am wenigsten in der Kirche", sagte der 65-Jährige, der nach 20-jähriger Amtszeit als Juristischer Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen am 29. April in den Ruhestand verabschiedet wird, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld.

Kassensturz nach dem Reformationsjubiläum

Nach dem 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 sei in den Landeskirchen und bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein Kassensturz fällig, sagte das langjährige EKD-Ratsmitglied: "Dann müssen wir schauen, wo wir stehen, und uns wieder auf Prioritäten besinnen." Es werde "nicht funktionieren, alles ein bisschen kleiner zu setzen". Als Grund nannte Winterhoff einen weiteren Rückgang der Kirchensteuereinnahmen voraussichtlich um das Jahr 2020, wenn die geburtenstarken Jahrgänge in den Ruhestand gehen.

Harte Strukturmaßnahmen würden zwar nach seiner Erfahrung erst umgesetzt, "wenn alle sehen, dass die Kasse leer ist", weil vorher die Akzeptanz fehle. "Gleichwohl sollte man den Kurs beizeiten so wählen, dass man unbeschadet durch die Zeiten des Umbruchs kommt", rät der frühere Vorsitzende des EKD-Finanzbeirats. "Momentan haben wir dank der konjunkturellen Entwicklung ein Kirchensteuer-Aufkommen, das uns in die Lage versetzt, die Herausforderungen eines weiteren Umbaus der Kirche zu bewältigen."

Auch Geld habe dienende Funktion

Auch in der EKD "werden wir noch enger zusammenrücken, arbeitsteilig arbeiten und Leuchtturm-Projekte installieren müssen", sagte Winterhoff. Nicht alle müssten alles machen. Strukturmaßnahmen seien aber kein Selbstzweck, sondern dienten einer Kirche, "die nach meiner Überzeugung Zukunft hat und deren Botschaft konkurrenzlos ist und nicht Konkurs gehen kann", betonte der Kirchenjurist.

Auch Geld habe dienende Funktion: "Als Finanzverantwortlicher hat man die Mittel zu beschaffen, damit die Kirche ihren Auftrag erfüllen kann." Winterhoff warnte davor, an der Kirchensteuer zu rütteln, die grundgesetzlich verbürgt sei. "Ein Systemwechsel wäre töricht und alles Schwadronieren darüber fahrlässig", sagte der evangelische Haushaltsexperte. "Denn ohne Kirchensteuereinnahmen könnten auf Dauer weder die Bezüge für die aktiven Pfarrer noch die Pensionen gezahlt werden."

Ingo Lehnick und Holger Spierig (epd)

28. April 2016