Katholikentag stellt Flüchtlinge und Ämter für Frauen in den Mittelpunkt

Debatten um Flüchtlinge, Ämter für Frauen, die Rolle der Katholiken und die Bedrohung der Demokratie beschäftigen den Katholikentag schon zum Auftakt am Mittwoch in Leipzig. Auch die Debatte über die Nichteinladung von AfD-Politikern geht weiter.

Leipzig (epd). Mit der Würdigung der Rolle der Kirchen in der Gesellschaft, dem Aufruf zu weiterem gesellschaftlichen Engagement und einer Videobotschaft von Papst Franziskus hat am Mittwoch in Leipzig der 100. Deutsche Katholikentag begonnen. Als Schwerpunkte des Laientreffens zeichneten sich schon am Eröffnungstag der Umgang mit Flüchtlingen und Rechtsextremismus sowie die innerkirchliche Forderung nach einer Weihe von Frauen zu Diakoninnen ab. Und auch diejenigen, die nicht dabei sind, blieben Thema: Erneut musste der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, den Beschluss verteidigen, Politiker der AfD nicht zu Debatten einzuladen.

Zur Eröffnung des Laientreffens am Abend auf dem Marktplatz lobte Bundespräsident Joachim Gauck die Einsatzbereitschaft der Christen. Staat und Gesellschaft seien sehr dankbar für die Arbeit in Diakonie und Caritas und "weit darüber hinaus". Dies sei besonders bei der Aufnahme der Flüchtlinge deutlich geworden.

Zuvor hatte der ehemalige Bundespräsident und Katholik Christian Wulff beim Festakt zur 100. Ausgabe des Katholikentags in der Oper betont: "Christen tun einer Gesellschaft extrem gut." Zugleich wünschte sich Wulff von den Katholiken, dass sie noch mehr "für unsere Freiheit, für unsere Demokratie eintreten" und betonte: "Unsere deutsche und die europäische Demokratie sind in Gefahr."

Zu dem Jubiläumstreffen der katholischen Laien, das vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) organisiert wird, werden bis Sonntag rund 32.000 Dauerteilnehmer und mehrere tausend Tagesgäste im zu 80 Prozent säkularisierten Leipzig erwartet. Auf dem Programm stehen unter dem Leitwort "Seht, da ist der Mensch" mehr als 1.000 Diskussionsrunden, Workshops, Konzerte und Gottesdienste.

ZdK-Präsident Sternberg rückte mit Verweis auf das Motto "Seht, da ist der Mensch" den einzelnen Menschen in den Blickpunkt. Es gehe darum, "den Schwachen zu helfen, Strukturen zu verändern, Interessenkonflikte aufzuzeigen, Menschenwürde zu thematisieren". Von dem Treffen solle "ein Signal der Offenheit und der Toleranz, gegen jeden dumpfen Nationalismus" ausgehen. Dabei gehe der Blick auch über Europa hinaus. Die hohen Flüchtlingszahlen zeigten, dass "die Eine Welt bei uns angekommen ist". Und nur weil derzeit weniger Menschen in Deutschland ankämen, sei das Thema nicht erledigt.

Auch Papst Franziskus ermutigte die Teilnehmer per Videobotschaft, dass sie in ihrem Leben "der Stimme der Armen und Zerschlagenen immer mehr Raum geben" sollten.

Auch die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer warb dafür, das Schicksal des einzelnen Schutzsuchenden nicht aus dem Blick zu verlieren. "Es gibt gar nicht die Flüchtlingskrise, es gibt nicht die Massen, es gibt nicht die Schwemme, sondern es gibt immer nur Aishe und Achmed - oder wie auch immer sie heißen", sagte sie auf der Vollversammlung des Zentralkomitees.

Auf der Eröffnungspressekonferenz wehrte sich ZdK-Präsident Sternberg gegen den Vorwurf, ohne Stimmen wie die der AfD könne nicht kritisch diskutiert werden. So könne die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung auch ohne die populistischen Aussagen der AfD infrage gestellt werden, sagte Sternberg: "Das ist hier keine Affirmationsveranstaltung für die Bundesregierung."

Der Münsteraner Kirchenhistoriker Hubert Wolf forderte die Katholiken zu eindeutigen Stellungnahmen zu zentralen politischen und innerkirchlichen Themen auf. Damit könne der deutsche Laienkatholizismus "wieder mehr Durchschlagskraft und Sichtbarkeit in Kirche und Welt entwickeln", sagte Wolf beim Festakt on der Oper. Eine Möglichkeit wäre die Forderung nach mehr Frauen in verantwortungsvollen Ämtern und Diensten.

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26. Mai 2016