Neuer Bischof in Berlin

Christian Stäblein übernimmt das Bischofsamt von Markus Dröge

Christian Stäblein

Christian Stäblein übernimmt das Bischofsamt der Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz von Markus Dröge. Als Propst und leitender Theologe ist er in der Landeskirche schon fest verankert.

Berlin (epd). Fußball- und Theaterfan, Tischtennisspieler, Mann am Kontrabass - und Theologe: Der künftige Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz will mitten im Leben stehen. In Kirche und Gesellschaft gute Wege in die Zukunft zu finden, sieht Christian Stäblein als seine umfassende Aufgabe. Er macht sich für die Demokratie stark und fordert zum klaren Engagement gegen Antisemitismus auf. Am Samstag übernimmt Stäblein das Bischofsamt von Markus Dröge.

Seit gut vier Jahren ist der gebürtige Niedersachse Propst und theologischer Leiter des Konsistoriums der Landeskirche in Berlin. Im April wurde der 52-Jährige vom Kirchenparlament zum neuen Bischof gewählt. Die Synodalen antworteten mit langem Applaus auf die Bekanntgabe des Wahlergebnisses.

Gute Beziehungen zwischen Christen und Juden lägen ihm „ungeheuer am Herzen“, sagt Stäblein über die Fragen, die ihm besonders wichtig sind. Ein „Aufflammen von Judenfeindschaft“ dürfe nicht hingenommen werden, betont er mit Blick auf wachsenden Antisemitismus. Zugleich sieht er sich in der Verantwortung für ein gutes interreligiöses Miteinander. Die Friedenskräfte vor allem der drei Religionen Judentum, Christentum und Islam müssten gestärkt werden, sagt er. „Klare Kante gegen die Angst“ lautet seine Antwort auf Rechtspopulismus.

Seelsorge, Verkündigung und Bildung als Hauptaufgaben der Kirche

Als „Hingucker“ wolle er unterwegs sein, der nicht wegsieht, „wo Fragen, Sorgen, Nöte sind“, sagt er: Die Kirche müsse ein Miteinander stiften, in dem Vertrauen herrscht, auch unangenehme Fragen anpacken und in Ecken gehen, in die Gesellschaft und auch Kirche „nicht gerne hingucken“.

„Wir leben in einer Zeit der Energiewende“, sagt Stäblein und will damit auch weit über aktuelle Umweltfragen hinausblicken: Die Kirche müsse fragen, woher Menschen Energie, Kraft und Mut für ihr eigenes Leben und für Veränderungen bekommen. Dazu zählten auch konkrete Herausforderungen wie der Strukturwandel in der vom Braunkohleausstieg betroffenen Lausitz. Dem christlichen Glauben misst er bei der Bewältigung von Veränderungen große Bedeutung zu. Der Glaube müsse eine „Quelle für Lebensenergie“ sein und dürfe „kein Energiefresser“ werden, der das Leben kompliziert macht, sagt er.

Hauptaufgaben der Kirche müssten auch künftig Seelsorge, Verkündigung und Bildung sein, betont Stäblein. Das bisherige Netz der ortsgebundenen Kirchengemeinden werde jedoch mit sinkenden Mitgliederzahlen „immer weiter“. Deshalb müssten auch neue Wege gesucht werden. Die Kirchen der östlichen Bundesländer könnten diese Aufgaben mit Zuversicht angehen, sich stärker als „Experten für Strukturwandel“ begreifen und nicht als „Opfer der Wende“ sehen.

Die Kirche müsse „attraktive Anziehungspunkte“ auch für kirchenferne Menschen und auch auf dem Land anbieten, sagt Stäblein: Orte, an denen sich Menschen treffen können, selbst wenn sie nicht Kirchenmitglied sind. Evangelische Schulen zählt er dazu, Kita-Initiativen, diakonische Sozialeinrichtungen. Sport und Musik sieht er ebenso als wichtige Felder für kirchliches Engagement. „Probieren wir es doch aus“, sagt Stäblein: „Die Freiheit dazu haben wir.“

Stäblein: „Volkskirche mit allen für alle bleiben“

Der künftige Bischof ist privat selbst im Sport und in der Musik unterwegs. „Sport in jedweder Form finde ich spannend“, sagt Stäblein. Er ist Mitglied der dritten Tischtennismannschaft im Berliner VfL Tegel. „Zuletzt nur noch als Ersatzspieler“, erzählt er. Er hat lange Kontrabass gespielt, geht gern ins Theater, ist begeistert etwa von „Warten auf Godot“ mit Wolfram Koch und Samuel Finzi im Deutschen Theater in Berlin.

Stäblein wurde am 1. November 1967 in Bad Pyrmont geboren und wuchs in Hannover auf. Seine Mutter war eine der ersten Pfarrerinnen der hannoverschen Landeskirche, doch ihn zog es zunächst zum Jurastudium. Erst dann kam die Entscheidung für die kirchliche Laufbahn. „Ich habe lange nicht gedacht, dass ich Pfarrer werde“, sagt er im Rückblick: „Ich habe auch eine starke Phase der Distanz gehabt.“

Nach Studien der evangelischen Theologie, Judaistik, Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften in Göttingen, Berlin und Jerusalem wurde er im Jahr 2000 zum Pfarrer ordiniert und zwei Jahre später mit einer Dissertation zum Thema „Predigen nach dem Holocaust“ promoviert. Von 2008 bis 2015 war er Studiendirektor des Predigerseminars im Kloster Loccum. Stäblein ist verheiratet und hat vier Kinder.

Er sei jemand, der gerne auf Menschen zugeht und leidenschaftlich predigt, sagt er über sich selbst: „Ich halte gerne zusammen.“ Er stehe dafür, dass die Kirche „Volkskirche mit allen für alle bleiben“ soll, betont er: „Ich will mitnehmen.“

Yvonne Jennerjahn (epd)