Diakoniepräsident: „Digitalisierung stellt das System der sozialen Sicherung infrage“

Beim Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer fordert Ulrich Lilie eine neue Balance zwischen Freiheit und Ordnung

Frankfurt a.M. (epd). Aus Sicht von Diakoniepräsident Ulrich Lilie stellt die Digitalisierung das System der sozialen Sicherung in Deutschland infrage. Für das globale Agieren der Digitalkonzerne biete der derzeitige Generationenvertrag keine Antwort, sagte Lilie beim Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer (AEU) in Frankfurt am Main und verwies darauf, dass internationale Unternehmen Steuern und Abgaben durch die Wahl ihrer Firmenstandorte zu umgehen versuchten. „Wir brauchen eine neue Balance zwischen Freiheit und Ordnung“, forderte der Präsident der Diakonie Deutschland.

Es sei gesellschaftlich zu diskutieren, wie sozialer Frieden erhalten werden könne. Das werde allein in nationalem Rahmen nicht gelingen, sagte Lilie, der vor den rund 100 Führungskräften aus der Wirtschaft zugleich für Vernetzung warb. Mit der Digitalisierung sei ein neues Zeitalter der Kooperation angebrochen. „Wir sind alle mit allem vernetzt“, sagte der evangelische Theologe.

Politik beachtet das Thema noch zu wenig

Lilie sprach sich für mehr öffentliche Debatten über die sozialen Folgen der Digitalisierung aus. Auch in der deutschen Politik werde dieses Thema noch zu wenig beachtet. Als Beispiele für wichtige zu diskutierende Fragen nannte er vor den evangelischen Unternehmern die Chancen und Risiken von Digitalisierung in Pflege und Medizin, Veränderungen in der Arbeitswelt und neue Anforderungen an das Bildungswesen.

Der 1966 gegründete AEU versteht sich als Netzwerk protestantischer Unternehmer, Manager und Führungskräfte. Zu seinen Aufgaben gehören der Dialog mit Kirchenleitenden, die Organisation von fachlichem Austausch sowie Angebote zur Glaubensvergewisserung für die Mitglieder.