Bewahre uns, Gott
Liedtext: Bewahre uns, Gott
1. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns auf unsern Wegen.
Sei Quelle und Brot in Wüstennot,
sei um uns mit deinem Segen,
sei Quelle und Brot in Wüstennot,
sei um uns mit deinem Segen.
2. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns in allem Leiden.
Voll Wärme und Licht im Angesicht,
sei nahe in schweren Zeiten,
voll Wärme und Licht im Angesicht,
sei nahe in schweren Zeiten.
3. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns vor allem Bösen.
Sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen,
sei Hilfe, sei Kraft, die Frieden schafft,
sei in uns, uns zu erlösen.
4. Bewahre uns, Gott, behüte uns, Gott,
sei mit uns durch deinen Segen.
Dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,
sei um uns auf unsern Wegen,
dein Heiliger Geist, der Leben verheißt,
sei um uns auf unsern Wegen.
Text: Eugen Eckert (1985) 1987
Melodie: Anders Ruuth (um 1968) 1984 »La paz del señor«
Hier finden Sie den Liedtext zum Herunterladen.
Originalversion mit Eugen Eckert
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Bewahre uns, Gott - beim #Balkonsingen während der Corona-Pandemie
Erinnern Sie sich an das Märchen „Frau Holle“? Die Goldmarie wird am Ende mit Gold übergossen. Sie strahlt, sie ist glücklich, sie bekommt alles was sie braucht und noch viel mehr. So hab ich mir als Kind immer Gottes Segen vorgestellt. Wenn dieser über uns kommt, ist alles gut.
Bei den vielen Rückmeldungen zum #Balkonsingen erreichten uns viele Segenswünsche, aber vor allem auch ganz viel Sehnsucht nach Segen. „Können wir nicht jeden Abend auf dem Balkon ein Segenslied singen?“ „Wir brauchen doch jetzt so viel Segen – für uns und für die Nachbarn.“ „Und Gottes Segen gilt doch auch in Corona-Zeiten.“ Und immer war die Sehnsucht zu spüren, dass mit Gottes Segen alles gut werden würde.
Als Eugen Eckert den Text geschrieben hat, hatte er ganz sicher keine solche Situation vor Augen wie die, in der wir jetzt gerade leben - dabei möchte ich nicht vergessen, dass es uns hier im Land doch immer noch gut geht.
Die Melodie kommt nachdenklich, aber gleichzeitig leicht und fröhlich daher. Im Dreiviertel-Takt, mal langsamer gesungen, mal fröhlich hüpfend – je nach Situation, manchmal vielleicht sogar so fröhlich, dass die Wüstennot oder das Böse eher fern scheinen.
Aber nun singen wir das Lied in dieser besonderen Karwoche.
Die Wüstennot erinnert an die Zeit, die Israel in der Wüste verbrachte, die Zeit nach der großen Befreiung aus Ägypten, an die das Pessachfest und damit Jesu Feier des letzten Abendmahls erinnern. Wir sind ganz sicher nicht die ersten, die Wüstennot erleben und wir sind auch nicht die Ersten, die Gott um Hilfe anflehen. Und zwar um ganz praktischen Segen, den von Wasser und Brot. Segen heißt nicht unbedingt das alles gut wird, aber doch sicher, dass wir das Nötigste zum Leben bekommen. Diese Bitte um den Segen möge für alle gesungen werden, in deren Nähe sich weder gut gefüllt Supermärkte noch Krankenhäuser mit Beatmungsgeräten finden.
Dann ist die Rede von „Wärme und Licht in schweren Zeiten“. Wie gut, dass es Frühling ist und wir von Sonnenstrahlen begleitet werden. Wärme und Licht in diesen Tagen als Segen zu nehmen, fällt nicht jedem leicht, der keinen Balkon hat. Ein Frühlingsanfang, der an beides erinnert: daran, dass neues Leben wie in jedem Jahr beginnt und daran, dass dieses Jahr vieles, was wir in dieser Zeit sonst gern tun, nicht möglich ist. Und doch mögen Wärme und Licht Hoffnungsschimmer sein.
In der dritten Strophe dann taucht das Böse auf. Im Vaterunser beten wir es immer „erlöse uns von dem Bösen“. Dieses Virus ist mit Sicherheit nicht gut. Es ist ein Teil der Welt, der vermutlich durch menschliche Ahnungslosigkeit, in unser Menschen Leben gebracht wurde und der uns nun erleben lässt, was unsichtbare Bedrohung für jeden bedeutet. Vom Bösen erlöst werden, das wäre ein Segen. Nichts wäre schöner in dieser Zeit, als wenn dieses Virus erkennbar aufhören würde, Menschen zu befallen. Aber bis dahin brauchen wir Hilfe und Kraft, um Frieden damit zu finden, die Situation anzuerkennen, die Entscheidungen derer, die entscheiden müssen, nicht permanent zu hinterfragen. Erlösung vom ständigen Zweifel, Erlösung von Schuldzuweisungen – auch das kann zum Segen werden.
Und am Ende des Liedes der große Segen für das Leben. Wir glauben an einen Gott, der das Leben will. Einen Gott, der seinen Sohn für uns sterben ließ, damit wir begreifen, dass er alles gibt, damit wir leben können. Nicht mit Gold überschüttet werden wie die Goldmarie, aber mit Segen und dem warmen und sicheren Gefühl, dass Gott für uns das Leben gewollt hat –
- in dieser Welt mit all ihren Tücken, Zweifeln und Ungerechtigkeiten,
- in dieser Welt, in der wir uns für das Leben eintreten, mitkämpfen für die, die im Moment alles geben, damit die Pandemie eingedämmt wird,
- in dieser Welt, in der wir dankbar sind, für die vielen, die sich für das Leben mit ihrem Leben einsetzen.
In dieser Welt, in der wir um den Segen singen und bitten für alle, damit unsere Sehnsucht erfüllt werde, dass Gott uns mit seinem Segen auch in diesen Wüsten Zeiten übergießt.
Susanne Hasselhoff