Einführung von Dr. Volker Jung, Sportbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland

Anlässlich des ökumenischen Gottesdienstes zum DFB-Pokalfinale am 19. Mai 2018 in Berlin

Einführung nach der Lesung von Psalm 118,14–29

„O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!“ Ich liebe diese Worte aus dem alten Gebet, das wir gerade gehört haben. Die kann man sich so schön zu eigen machen und mit eigenen Wünschen und Vorstellungen füllen.

Es ist natürlich klar, dass die bei verschiedenen Menschen nicht immer auf ein Ziel ausgerichtet sind. Wenn die Eintracht-Fans heute beten: O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen, dann steht das vermutlich in Konkurrenz zu den Gebeten der Bayern-Fans.

Und das ist auch völlig in Ordnung so!

Ich kann mich noch gut daran erinnern. Als ich selbst in jungen Jahren Fußball spielte, kam ich einmal ziemlich deprimiert nach Hause kam, weil wir in einem wichtigen Spiel eine ziemliche Schlappe erlitten hatten. Meine Schwester  sagte: Reg Dich nicht so auf. Freu Dich doch mit den anderen! Das kam bei mir in dieser Situation gar nicht gut an und hat mich wirklich überfordert.

Im sportlichen Wettkampf gibt es Konkurrenz und das muss auch so sein. Und wenn man verliert, kann man auch meistens nicht ungebrochen die Freude der anderen teilen. Es gehört auch dazu, dass es normalerweise eine Weile dauert bis eine Enttäuschung verkraftet ist.

Was dabei aber schon hilft, ist das, was wir erleben, in einen größeren Zusammenhang einzuordnen. Das machen wir, wenn wir hier Gottesdienst feiern.

Viele von uns lieben den Fußball, den sportlichen Wettkampf, unsere Vereine. Und so ein Finaltag ist schon etwas Großartiges. Und es ist noch viel großartiger ist, wenn es uns gelingt, das in ein großes Ganzes einzuordnen. Auch davon redet das alte Gebet. Es redet davon, dass das Leben ein großes Geschenk ist. Es redet davon, dass es wunderbar ist, darauf zu  vertrauen, dass Gott der große Rückhalt für unser Leben ist.

Das bedeutet für mich wahrzunehmen: Es ist ein großes Geschenk ist, wenn wir spüren: Wir haben genug zum Leben. Wir haben genug zu essen und zu trinken. Jeder Tag ist ein Tag aus Gottes Hand. Dazu gehört auch zu erkennen: Es ist wunderbar, wenn Leben nicht durch Gewalt zerstört wird - wenn Menschen im Frieden miteinander leben und gegeneinander Fußball spielen können. Das können wir auch heute genießen.

Wie brüchig das allerdings sein kann, steht uns gerade hier in der Gedächtniskirche deutlich vor Augen. Sie ist ein Mahnmal für die Zerstörung durch den Krieg, der eine Folge nationalen Wahns war. Hier ist aber auch der Anschlag an Weihnachten vor anderthalb Jahren präsent. All das stellt uns vor Augen, wie wichtig ist es ist, dass wir als Menschen in all unserer Vielfalt zu einem guten und friedlichen Miteinander finden.

Und dafür, dass uns das gelingt, können wir dann auch alle gemeinsam beten: O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!