EKD-Präses: Christliches Menschenbild stärker betonen
Frankfurt/Oder (epd). In der Debatte über die Zukunft der christlichen Kirchen hat die Vorsitzende der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Anna-Nicole Heinrich, aufgerufen, das christliche Menschenbild stärker in den Mittelpunkt zu stellen. „Wir haben eine so mächtig menschenliebende Botschaft“, sagte Heinrich am Samstag bei einer Diskussionsveranstaltung der Christlichen Begegnungstage evangelischer Kirchen in Frankfurt an der Oder. Dies auch in politische Debatten einzubringen, sei eine wichtige Aufgabe der Kirchen.
Die EKD-Präses betonte, dazu gehöre auch diakonisches Handeln für diejenigen, die nicht so stark am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Kirchliche und außerkirchliche Jugendarbeit hätten zudem große Möglichkeiten zu vermitteln, dass alle Menschen gleich viel wert sind, und Demokratie einzuüben. Dies sei ein großer Wert für die Gesellschaft. Oft würden demokratische Prozesse in der Jugendarbeit gelernt. Dafür gebe es auch einen starken kirchlichen Bildungsauftrag.
Der ungarische Bischof Tamas Fabiny warnte vor zu großer Staatsnähe der Kirchen. Angesichts des anhaltenden Bedeutungsverlusts gebe es eine große Versuchung der „Nationalisierung der Kirche“ und der „Sakralisierung der Nation“, sagte er. Dies sei derzeit vor allem in Russland zu beobachten. Dem müssten die Kirchen widersprechen. Sie müssten an der Seite der Armen und Schwachen stehen. Dass die Kirchen sich von Volks- zu Diasporakirchen in einer Minderheitensituation entwickeln, ermögliche es zugleich stärker, den Menschen nahe zu sein.