Buß- und Bettag: EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs ruft Tag der Gewissensschärfung aus

Hannover, 18. November. Zum bevorstehenden Buß- und Bettag (19. November) ruft die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, dazu auf, den Feiertag bewusst als „Tag der Gewissensschärfung“ zu nutzen.

„Der Buß- und Bettag erinnert uns daran, dass Frieden nicht nur eine politische Aufgabe ist“, erklärt die Ratsvorsitzende. „Er beginnt in uns selbst – in der Art, wie wir urteilen, wie wir miteinander umgehen und wie wir Verantwortung übernehmen.“ Mit Blick auf die neu erschienene Friedensdenkschrift der EKD betonte sie, dass persönliches Gewissen und gesellschaftliche Verantwortung untrennbar miteinander verbunden seien. „Innerer Frieden bildet die Grundlage für äußeren Frieden. Er entsteht dort, wo Menschen Konflikte bewusst wahrnehmen, Schuld anerkennen und nach Wegen der Versöhnung suchen.“

Die neue Denkschrift der EKD „Welt in Unordnung – Gerechter Friede im Blick“, die sich als ethischer Kompass versteht, hebt hervor, dass Jesu Botschaft Gewaltlosigkeit ist. Gleichzeitig müssten Menschen, deren Leben bedroht ist, vor Gewalt geschützt werden. „Jeder Konflikt, im Großen wie im Kleinen, führt zu Schuldverstrickungen, denen niemand ganz entkommen kann“, sagt Bischöfin Fehrs. Der Buß- und Bettag biete deshalb eine wichtige Chance, eigenes Handeln zu prüfen und für Frieden zu beten.

Mit Blick auf wiederkehrende Debatten über die Abschaffung gesetzlicher Feiertage unterstreicht die Ratsvorsitzende deren Bedeutung als „gesellschaftliche Atempausen“. „Unsere Gesellschaft braucht Orte und Zeiten, an denen wir zur Ruhe kommen und uns fragen können: In welcher Welt wollen wir leben, und welchen Beitrag leisten wir selbst?“ Gemeinsame Feiertage ermöglichen genau dieses Innehalten und schafften einen Rahmen, in dem Gewissen geschärft und Verantwortlichkeiten bewusst wahrgenommen werden könnten.

„Die Fähigkeit zur Selbstkritik ist eine Stärke, keine Schwäche. Sie eröffnet die Möglichkeit zur Veränderung und stärkt den gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so die Ratsvorsitzende. Auch dieser komme einer leistungsstarken Volkswirtschaft zugute. Demgegenüber habe die Streichung des Buß- und Bettages als arbeitsfreier Feiertag nachweisbar keine anhaltenden ökonomischen Vorteile erbracht.

Der protestantische Buß- und Bettag, erstmals 1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer Sachsen als arbeitsfreier gesetzlicher Feiertag ersatzlos gestrichen. Der Bußtag hat jedoch seinen festen Platz im kirchlichen Festkalender behalten und bleibt vielen Menschen wichtig.

Mit der Themenkampagne „Ich bin da, wenn du mich brauchst“ laden mehrere Landeskirchen in diesem Jahr dazu ein, sich zum Buß- und Bettag mit dem Gebet zu beschäftigen.

Ein Höhepunkt ist der Fernsehgottesdienst um 10 Uhr aus der evangelischen Stadtkirche in Melsungen. Ein digitales Abendtreffen für alle, die über Gott und andere Themen ins Gespräch kommen möchten, findet von 18 bis 19.30 Uhr per Zoom statt (Zugang: www.busstag.de/zoom)

Weitere Informationen unter www.ekd.de/busstag und www.busstag.de.