Die Heiligen Drei Könige – wer waren sie wirklich?

Dichtung und Wahrheit über die Besucher an Jesu Krippe

Wenige Tage nach seiner Geburt bekam Jesus Besuch: Weise aus dem Morgenland brachten ihm laut Matthäusevangelium wertvolle Geschenke. Aus der Überlieferung ist im Laufe der Jahrhunderte die Legende von den Heiligen Drei Königen geworden. Was wissen wir über sie?

Glasfenster mit Darstellung der Heiligen drei Könige, die das Jesuskind besuchen, in der Geburtskirche in Bethlehem im Westjordanland

Was steht in der Bibel?

Im zweiten Kapitel des Matthäusevangeliums ist die folgende Geschichte zu lesen:
„Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem, und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten (Micha 5,1): ‚Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.‘

Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, dass auch ich komme und es anbete. Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.“

Waren die Besucher wirklich Könige? 

Nein. Im griechischen Originaltext ist von „magoi“ die Rede, Luther übersetzt mit „Weise“. Offenbar handelt es sich um Wissenschaftler, die sich mit Astronomie oder auch Astrologie auskannten. Sie könnten Angehörige einer persischen Priesterkaste gewesen sein. Erst im Laufe der christlichen Tradition wurde aus ihren kostbaren Geschenken abgeleitet, dass die Weisen wohl Könige gewesen sein müssen. Dabei spielt auch der Bezug zu in Psalm 72 und Jesaja 60 eine Rolle: Hier ist von Königen die Rede, die dem Herrn Geschenke bringen.

Woher kamen sie?

Laut griechischem Text kamen die Magier „apo anatolôn“, was Luther mit „aus dem Morgenland“ übersetzte. Es bedeutet einfach: aus dem Osten oder Orient. In dieser Erzählung im Matthäusevangelium repräsentieren die Magier aus dem Morgenland fremde Völker, die dem Messias huldigen.

Wieviele waren sie?

Im Text wird keine Zahl genannt. Dass es drei Magier waren, schloss man später aus der Zahl ihrer Geschenke.

Wie lauteten ihre Namen?

Auch dazu gibt der Evangelist Matthäus keine Auskunft. Die Namen Caspar (persisch: Schatzmeister), Melchior (hebräisch: Lichtkönig) und Balthasar (akkadisch: Gott erhalte den König) tauchten erst im Mittelalter auf. Teilweise bekamen die drei Weisen im Laufe der Zeit auch andere Namen, wie beispielsweise in Syrien, wo man sie Larvandad, Hormisdas und Gushnasaph nennt. Die drei Weisen werden als Vertreter der drei Lebensalter interpretiert: Balthasar als Greis, Melchior als ein Mann mittleren Alters und Caspar als junger Mann. Man kennt sie auch als Vertreter der Kontinente (Balthasar für Asien, Melchior für Europa und Caspar für Afrika).

Was bedeuten ihre Geschenke?

Gold ist ein wertvolles, reines und in seinem Wert beständiges Metall. Aus der Antike ist die Zeremonie der Goldkranzspende an den König bekannt. Mit der Gabe von Gold wird Jesus besonders geehrt. Weihrauch ist ein Harz, der im Gottesdienst verbrannt wird und symbolisch für Reinigung, Verehrung und Gebet steht. Im Jerusalemer Tempel wurde eine besondere Weihrauchmischung verwendet, traditionell wird die Erscheinung eines Gottes von einer Rauchwolke begleitet. Durch die Gabe von Weihrauch wird Jesus demnach als Gott anerkannt.

Myrrhe ist ein bitterer Saft, der aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird. Sie kann medizinisch vielseitig angewendet werden, zum Beispiel wirkt Myrrhe entzündungshemmend. In der Antike wurden Leichen mit dem duftenden Saft einbalsamiert. Die Gabe von Myrrhe könnte damit symbolisch schon auf Jesu Tod hindeuten. Alle drei Gaben sind eines Königs würdig; „Gold“ bzw. „Weihrauch“ greift der Evangelist aus Psalm 72 und Jesaja 60 auf.

Warum ist der 6. Januar der Dreikönigstag?

Ursprünglicher Inhalt des Festes Epiphanias (Erscheinung des Herrn) war die Geburt Jesu zusammen mit der Verehrung durch die Magier. Mit der Einführung des Weihnachtsfestes im 5./6. Jahrhundert ergaben sich Verschiebungen, so dass der 6. Januar in den verschiedenen Konfessionen heute unterschiedlich begangen wird.

Während die griechisch-orthodoxe Kirche sich an diesem Tag an die Taufe Jesu erinnert, feiern die koptische, die armenische, die russisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche am 6. bzw. 7. Januar Weihnachten. Für die evangelische und die römisch-katholische Kirche ist der 6. Januar der Tag der Erscheinung des Herrn, an dem seine Göttlichkeit vorgestellt wird. In Person der Weisen aus dem Morgenland erfahren an diesem Tag auch die Heiden von der Menschwerdung Gottes.

Der Legende nach gelangten die Gebeine der drei Magier im 3. Jahrhundert zunächst nach Konstantinopel und von dort aus nach Mailand. Kaiser Friedrich Barbarossa brachte sie im 12. Jahrhundert nach Köln. Dort lagern die Reliquien angeblich bis heute in einem Schrein, sie waren der Anlass für den Bau des Kölner Doms. Durch die Heiligenverehrung im Mittelalter wurde der 6. Januar zum Tag der Heiligen Drei Könige. 

Anne Kampf


Dieser Text ist erstmals am 6. Januar 2011 auf evangelisch.de erschienen.