Landwirtschaftspastorin: Dank für Ernte fällt in diesem Jahr schwer

Am 7. Oktober ist Erntedankfest

Korb mit Gemüse

„Wir können Gott dafür danken, dass es trotz der schwierigen Umstände immer noch Menschen gibt, die jeden Tag in der Landwirtschaft einen Knochenjob machen,“ sagt Ricarda Rabe, hannoversche Landwirtschaftspastorin.

Hannover (epd). Zu Erntedank hat die kirchliche Agrarexpertin Ricarda Rabe Verbraucher zu mehr Respekt vor Lebensmitteln und deren Erzeugern aufgerufen. „Wir werden in diesem Winter nicht hungern, weil die Landwirte oft sieben Tage die Woche arbeiten und Urlaub für sie ein Fremdwort ist“, sagte die hannoversche Landwirtschaftspastorin dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir können Gott dafür danken, dass es trotz der schwierigen Umstände immer noch Menschen gibt, die jeden Tag in der Landwirtschaft einen Knochenjob machen.“ Für die meisten Landwirte hingegen sei es nach der langen Trockenheit in diesem Jahr schwierig, für die Ernte zu danken.

Nirgendwo sonst seien Lebensmittel so günstig wie in Deutschland, erklärte die evangelische Theologin vor dem Erntedankfest am 7. Oktober. Die Menschen seien bereit, viel Geld für das Wohnen, Autos oder den Urlaub auszugeben – nicht aber für Lebensmittel. „Wer mehr Tierwohl in den Ställen und einen anderen Ackerbau will, muss auch bereit sein, dafür angemessen zu zahlen.“

Insbesondere Tierhaltern stehe noch ein harter Winter bevor, sagte Rabe. Weil in diesem Jahr viel weniger Gras als sonst gewachsen sei, gebe es nicht genug Heu als Winterfutter. Habe ein Rundballen Heu im April noch 30 Euro gekostet, müssten die Bauern nun 130 Euro für einen Ballen zahlen. Noch nie seien in einem Juli so viele Tiere geschlachtet worden wie in diesem Jahr. „Das alles drückt die Preise und senkt die Einnahmen der Bauern.“ Eine ostfriesische Schäferin habe ihr berichtet, dass sie ihre Lämmer nicht verkaufen könne, weil das Angebot zu groß sei.

„Die Trockenheit hat die konventionelle Landwirtschaft ebenso getroffen wie die Bio-Bauern“, unterstrich Rabe. Allenfalls die Obst und Gemüsebauern hätten nach diesem Sommer einen Grund zum Jubeln – wenn sie denn eine Beregnungsanlage hatten. Doch wer Getreide oder Mais angebaut habe, habe oft nur vertrocknete Pflanzen auf den Feldern vorgefunden.

In vielen Betrieben setze sich die Erkenntnis durch, dass extreme Wetterverhältnisse mit zunehmender Häufigkeit auftreten, sagte die Theologin. Die Landwirte passten sich ständig den klimatischen Bedingungen an. Dabei gehe es um Technik, Fruchtfolgen und Anbaumethoden. Die Verbraucher müssten sich aber über ihr Konsumverhalten Gedanken machen.