Erntedank in Dürrezeiten: Der Mensch ist nicht Meister der Natur

Erntedankfest am 7. Oktober

Getreidefeld

Viele Landwirte könnten wegen des heißen Sommers dieses Jahr nicht unbeschwert Erntedank feiern, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, in einem Gottesdienst im rheinland-pfälzischen Mehren. (Foto: Symbolbild)

Frankfurt a.M. (epd). Kirchengemeinden in ganz Deutschland haben am 7. Oktober das Erntedankfest gefeiert und dafür die Altäre mit Feldfrüchten geschmückt. In diesem Jahr stand das Fest unter dem Eindruck der langen Dürre- und Hitzeperiode, die zu Ernte-Einbußen führte.
 
Viele Landwirte könnten wegen des heißen Sommers dieses Jahr nicht unbeschwert Erntedank feiern, erklärte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, in einem Gottesdienst im rheinland-pfälzischen Mehren. Andere Menschen wiederum könnten keinen dankbaren Blick einnehmen, obwohl es ihnen materiell nicht schlechtgehe. Bei dem Fest geht es nach seinen Worten nicht nur um Lebensmittel. „Erntedank möchte unsere Augen mit einem aufmerksamen und dankbaren Blick auf die Schönheiten und guten Gaben des Lebens lenken“, sagte Rekowski.

Der Braunschweiger evangelische Landesbischof Christoph Meyns rief trotz der Ernteausfälle zum Danken auf. Im Vergleich zu früheren Zeiten lebten die Menschen heute geradezu in paradiesischen Zuständen, sagte er im Kaiserdom in Königslutter. Er dankte den Landwirten für ihre Arbeit. Der Mensch sei nicht Meister und Besitzer der Natur, sondern ihr Pächter. Daraus resultiere eine Verantwortung, sorgsam mit der Natur umzugehen.
 
In einem ZDF-Gottesdienst kritisierte die württembergische Landesbauernpfarrerin Gabriele Walcher-Quast die Billigpreis-Mentalität vieler Verbraucher beim Fleischkonsum. „Heute sind wir Premium-Esser. Wir leben mit günstigen Lebensmittelpreisen auf hohem Niveau und essen vom Tier nur noch die besten Teile“, sagte sie in ihrer Predigt in Goggenbach bei Künzelsau (Hohenlohekreis). Das restliche Fleisch werde auf dem Weltmarkt verkauft. „Das ist eine Haltung, die an anderer Stelle ihren Preis hat: hohe Tierbestände, Hochleistungstiere und deren Haltungsbedingungen.“
 
Das Erntedankfest wird seit 1985 am ersten Sonntag im Oktober gefeiert. Die Gläubigen danken Gott für die Ernte des Jahres und erinnern an die Verbindung zwischen Mensch und Schöpfung.