Fernsehjournalist Krause: „Kirchen sollen Europa predigen“

Festvortrag zum Reformationstag

Europa-Fahne vor blauem Himmel

Nach den Worten des Journalisten Rolf-Dieter Krause sollte vor allem bedacht werden, dass die „Stärke einer Gemeinschaft wie der Europäischen Union nicht nur von ihrer Größe abhängt, sondern mindestens ebenso auch von ihrer inneren Geschlossenheit“. ​

Mainz (epd). Der ehemalige Fernsehkorrespondent Rolf-Dieter Krause hat dazu aufgefordert, „Europa zu predigen“. In seinem Festvortrag zum Reformationstag sagte der langjährige Leiter des Brüsseler ARD-Studios am 31. Oktober abends in Mainz, der Zustand der Europäischen Union sei zwar „beklagenswerter denn je“. Es müsse jedoch um die Staatengemeinschaft gerungen werden. „Wir, der sogenannte Westen, wir bilden noch nicht sehr lange die Sahneschicht auf dieser Erdensuppe“, mahnte der Fernsehjournalist laut Redemanuskript bei der zentralen Reformationsfeier der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Ein Blick in die Geschichte lehre, „dass bisher noch jede Hochkultur irgendwann sang- und klanglos untergegangen ist“.

Nach den Worten des Journalisten sollte vor allem bedacht werden, dass die „Stärke einer Gemeinschaft wie der Europäischen Union nicht nur von ihrer Größe abhängt, sondern mindestens ebenso auch von ihrer inneren Geschlossenheit“. Diesem Umstand müsse die Europapolitik deutlich mehr Rechnung tragen als bisher. Krause führte Europas Probleme auch auf eine „Krise der Werte“ zurück. Selbst wenn die Glaubwürdigkeit der Kirchen angegriffen sei, gehörten sie noch immer zu den wichtigsten Vermittlern von Überzeugungen.

„Wer, wenn nicht die Kirchen, sollte die Hoheit haben zu definieren, was christlich ist“, fragte der Journalist und Europa-Experte. „Ist es christlich, was in Ungarn passiert oder in Polen?“ Krause fügte hinzu: „Ist es christlich, was die selbsternannten Kämpfer gegen die angebliche Islamisierung des Abendlandes treiben?“