Die Schnittmenge zwischen „Fridays for Future“ und Evangelischer Jugend

Der Schüler Jan Zielonka ist bei „Fridays for Future“ und in der Evangelischen Jugend aktiv

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Fridays for Future macht keine Pause“, sagt der 18-jährige Schüler Jan Zielonka. Auch in den Ferien gehen er und viele andere für mehr Klimaschutz auf die Straße. Ausgangspunkt der Bewegung war der mehrwöchige Schulstreik der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg, die erstmals im August 2018 allein vor dem schwedischen Parlament ausharrte und für mehr Klimaschutz eintrat.

Ludwigshafen/Kaiserslautern (epd). Die im Zeugnis vermerkten zehn unentschuldigten Fehlstunden stören Jan Zielonka nicht. Und aufs Streiken will er auch in den Sommerferien nicht verzichten. „Fridays for Future macht keine Pause“, sagt er. Der 18-jährige Schüler aus Ludwigshafen beteiligte sich gleich in der ersten Ferienwoche an einer Demonstration für mehr Klimaschutz – und hat schon die nächste im Blick. Im August, wieder an einem Freitag, will er gemeinsam mit anderen Schülern in Ludwigshafen dafür auf die Straße gehen.

Viel Lehrstoff hat er nicht verloren an den Freitagen, an denen er dem Unterricht fernblieb, erzählt der hochgeschossene junge Mann. „Die Demos begannen erst um 11 Uhr“, erzählt Zielonka, der sich bei der Evangelischen Jugend in Ludwigshafen engagiert. Zuvor waren er und seine Klassenkameraden auf ihrem Platz im Carl-Bosch-Gymnasium. „Warum seid ihr nicht auf der Demo?“, wunderte sich der Religionslehrer, als an einem Freitag einmal nicht demonstriert wurde. Die beiden Fachlehrer für Physik und Religion seien „ganz entspannt“ und zeigten viel Verständnis, versichert der Teenager.

Die Welt ein bisschen besser machen

Der weltweite Protest junger Menschen für eine nachhaltige Klimapolitik hat auch Jan Zielonka verändert, der nach seinem Abitur im kommenden Jahr vielleicht Mathematik und Geschichte auf Lehramt studieren will. Er versucht aufs Auto zu verzichten, fährt Rad und fliegt nicht. Er isst kaum Fleisch und versucht generell, bewusst zu konsumieren und die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten.

Zwischen „Fridays for Future“ und der Arbeit der Evangelischen Jugend sieht er große Schnittmengen: „Es geht darum, die Welt einfach ein bisschen besser zu machen.“ Statt in den Urlaub zu fahren, kümmert sich Zielonka auch dieses Jahr bei einer Sommerfreizeit der Evangelischen Jugend lieber um Kinder und Jugendliche.

Landesjugendpfarrer fordert Bekenntnis der Kirche zu „Fridays for Future“

Die Evangelische Jugend der Pfalz erklärt sich solidarisch „mit den Anliegen, Aktionen und Protesten der zahlreichen Schüler, die jeden Freitag für unsere gemeinsame Zukunft auf die Straße gehen“. Landesjugendpfarrer Florian Geith fordert ein klares Bekenntnis der Kirche zu „Fridays for Future“. Diese müsse die Ziele der Bewegung und alle Formen des gewaltfreien Widerstands gegen eine Politik unterstützen, die der Bewahrung von Gottes Schöpfung entgegenlaufe.

Gut sei es, dass es auch seitens der Kirche Unterstützung für die Ziele der globalen Klimaschutzbewegung gebe, kommentiert Zielonka. Und doch sollte „Fridays for Future“ unabhängig bleiben, sich auch nicht zu eng an die Kirche binden. Jeder Mensch habe die Verpflichtung, das Klima und die Umwelt zu schützen - egal, ob er gläubig sei oder nicht. Junge Menschen fänden sich nicht damit ab, wenn die Welt kaputtgehe, „sie haben sie noch am Längsten“, formuliert er.

„Es geht nicht darum, perfekt zu leben“

Eine CO2-Steuer müsse eingeführt werden, Inlandsflüge solle es nicht mehr geben, bewusster müsse konsumiert werden, zählt Zielonka seine Vorschläge auf. Auf Verbote setzt er weniger auf dem Weg zu einem nachhaltigen Lebensstil. Doch ohne Druck, auch gewaltfreien Widerstand, werde es nicht gehen, wenn Politiker auf die Forderungen von „Fridays for Future“ nicht eingingen.

Natürlich seien er selbst und auch alle „Fridays for Future“-Aktivisten in ihrem täglichen Handeln ein Stück weit inkonsequent und müssten nachsteuern, räumt er selbstkritisch ein. Auf den Strom aus der Steckdose für das Smartphone könne man nicht einfach so verzichten. „Auch unsere Klamotten wollen wir nicht wieder selbst nähen.“ Und sicher: Auch manche Flugreise in ferne Urlaubsländer gehöre gestrichen. „Es geht nicht darum, perfekt zu leben, sondern darum, das Beste zu geben“, sagt der Klimaaktivist, „mehr können wir alle eh nicht tun.“

Alexander Lang (epd)


Anstatt freitags in die Schule oder Universität zu gehen, treibt es junge Anhänger der „Fridays for Future“-Bewegung seit vielen Monaten weltweit auf die Straße. Sie fordern von ihren jeweiligen Regierungen eine bessere Klimapolitik. Vereinzelt haben Schüler auch an unterrichtsfreien Freitagen und während der Ferien demonstriert. Für den 20. September haben „Fridays for Future“ zu einem weltweiten Generalstreik aufgerufen.

Ausgangspunkt für die Demonstrationen war der mehrwöchige Schulstreik der 16-jährigen Schwedin Greta Thunberg, die erstmals im August 2018 allein vor dem schwedischen Parlament ausharrte und für mehr Klimaschutz eintrat. Thunberg inspirierte mit ihrem Protest junge Menschen und erregte international Aufsehen. „Fridays for Future“ will mit dem Fernbleiben vom Unterricht ausdrücken, dass der Schulbesuch sinnlos wird, wenn die Politik beim Kampf gegen den Klimawandel keine entscheidenden Schritte unternimmt.

Von der deutschen Politik verlangen die Schüler und Studenten ein Ende der Subventionen für fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas bis Ende dieses Jahres. Bis dahin müsse auch ein Viertel der Kohlekraftwerke abgeschaltet und der CO2-Ausstoß durch eine Besteuerung stark verteuert werden.