Handwerk als Chance

Vorwort

Für ein solidarisches und gerechtes Gemeinwesen und eine Soziale Marktwirtschaft haben sich die evangelische und die katholische Kirche in ihrem vielbeachteten gemeinsamen Wort "Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit" eingesetzt. Es ist nicht zufällig, daß in dieser programmatischen Schrift der Kirchen immer wieder vom Handwerk die Rede ist. Die kleineren und mittleren handwerklichen Betriebe haben eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, mit dem Modell Soziale Marktwirtschaft ernst zu machen.

Dies wird etwa am Beispiel Verbesserung der Beschäftigungssituation deutlich. Im gemeinsamen Wort der beiden Kirchen heißt es dazu: "Arbeitsplätze wurden und werden überwiegend in den beschäftigungsintensiven kleineren und mittleren Betrieben des Handwerks und Mittelstandes erhalten und geschaffen. In ihnen arbeitet nicht nur die Mehrzahl der Beschäftigten; sie stellen auch die weitaus meisten Arbeitsplätze bereit. Mit jeder Existenzgründung werden in Deutschland im Durchschnitt vier Arbeitsplätze eingerichtet. Hier gilt es, eine neue Kultur der Selbständigkeit anzuregen. Vor allem der Bereich des Handwerks und des Mittelstandes bietet große Chancen für Betriebsgründungen und eine selbständige Existenz." (Ziff. 171)

Darum geht es im Kern: um eine Wirtschaft, die den Herausforderungen des wirtschaftlichen Strukturwandels gerecht wird, die Freiheit des Marktes und den sozialen Ausgleich miteinander verbindet, die im umfassenden Sinn ""nachhaltig" ist und die ökologische Verantwortung konstruktiv mit einbezieht und die Grundlagen für Gemeinwohl und Versorgung der Bevölkerung sichert. Die Kammer für soziale Ordnung hat im Auftrag des Rates der EKD dieses Grundanliegen in der Denkschrift "Handwerk als Chance" entfaltet. Diese Denkschrift ist aus dem Gespräch zwischen Kirche und Handwerk hervorgegangen, und sie versteht sich als Beitrag zur Vertiefung dieses Gesprächs. Sie will informieren und die aktuellen Fragen des Handwerks in einer Zeit tiefgreifender Umbrüche und Veränderungen aus sozial- und wirtschaftsethischer Perspektive beleuchten. Die Denkschrift stellt Sichtweisen und Vorschläge zur Diskussion und lädt zu einer konstruktiv kritischen Diskussion ein. Ich wünsche dieser Schrift große Aufmerksamkeit in Kirche und Gesellschaft.

Hannover, am 2. Mai 1997

Landesbischof Dr. Klaus Engelhardt
Vorsitzender des Rates der
Evangelischen Kirche in Deutschland

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