Hilfswerke mahnen Corona-Impfstoff für arme Länder an

Frankfurt a.M. (epd). Zum Corona-Impfstart in Deutschland warnen kirchliche Hilfswerke vor Versäumnissen bei der Pandemiebekämpfung in armen Ländern. "Der Corona-Pandemie folgt eine Pandemie des Hungers", betonte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, am Montag im SWR. Und diese habe bereits begonnen.

Eine Dose des Pfizer-Biontech Covid-19 Impfstoffs im Evangelischen Pflegezentrum Lore Malsch in Riemerling (Foto vom 27.12.2020).

Auch die Diakonie warnte vor gravierenden Folgen: "Wenn wir nicht Perspektiven für die Ärmsten der Armen finden, dann werden wir noch völlig andere Formen von Migration und ganz andere Formen von Auseinandersetzung auf dieser Welt erleben", sagte der Präsident des evangelischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Lilie, der "Augsburger Allgemeinen".

Lilie betonte: "Darum gehört es auch zu unserer Verantwortung, einen sicheren Impfschutz für alle Menschen auf dieser Welt zu gewährleisten." Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu diesem Zweck ins Leben gerufene Initiative Covax sei zwar eine gute Idee, funktioniere aber bislang noch nicht richtig, erklärte Caritas-Leiter Müller. Die darüber verfügbaren Impfstoffmengen seien viel zu gering. "Hier muss bedeutend nachgesteuert werden, und das bedeutet, dass die Industrieländer mehr Mittel zur Verfügung stellen müssen, sonst funktioniert die Idee nicht." 

Dazu komme, dass sich die entwickelten Länder den Großteil der weltweiten Impfproduktion bereits reserviert hätten, sagte Müller. Dabei würden diese Länder nur 14 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren. Caritas international gehe deshalb davon aus, dass im nächsten Jahr in 70 ärmeren Ländern nur zehn Prozent der Bevölkerung geimpft werden könnten. Es gebe keinen Grund aufzuatmen, erklärte Müller. Corona zeige schonungslos auf, welche Ungerechtigkeiten und Schwächen in der Welt herrschten.