Ich glaube nicht (mehr) an Gott: Was nun?

Unser Glaube verändert sich ein Leben lang. Es gibt Zeiten, in denen uns unser Glaube Hoffnung und Zuversicht gibt. Genauso gibt es aber auch Zeiten, in denen der Glaube vielleicht keine Rolle spielt, wir zweifeln oder Kritik an der Kirche üben. Vielleicht mögen auch Sie gerade sagen: „Ich glaube nicht an Gott.“

Wir haben ein offenes Ohr für Ihre Fragen, Bedenken oder Kritik und freuen uns, mit unseren Gemeindemitgliedern in einen offenen Dialog zu treten. Erfahren Sie mehr über Glaubenszweifel, neue Perspektiven und Möglichkeiten der Selbstreflexion.

Warum glauben Menschen an Gott?

Glaube und Zweifel sind im christlichen Glaubensverständnis eng miteinander verbunden. Auch wenn der Zweifel im Hinblick auf den Glauben zunächst als Scheitern und Verunsicherung wahrgenommen wird, so ist der Zweifel doch etwas Gutes. Er hilft uns, neu zu denken, Dinge zu überdenken, aus neuen Perspektiven wahrzunehmen und Veränderungen herbeizuführen. Wer zweifelt, hinterfragt seinen Glauben und setzt sich damit auseinander: Warum glaubt man an Gott? Was verbinde ich mit Gott? Was will Gott mit mir? Warum lässt Gott Leid zu?

Zweifeln bedeutet, an Gott glauben zu lernen. Im christlichen Glaubensverständnis glauben wir an Gottes nicht perfekt geschaffene Welt, die Veränderungen durchlebt und in der es Gut und Böse gibt. Das große Geschenk, das wir durch Gott erhalten haben, ist die Freiheit. Wir entscheiden, wie wir leben möchten, sprechen uns im christlichen Selbstverständnis für die Barmherzigkeit und Nächstenliebe aus und entscheiden frei, einen Beitrag zu einem gerechteren und sozialeren Miteinander zu leisten. Hierfür dient der christliche Glaube als moralischer Kompass.

Wenn Sie sich tiefergehender mit Ihrem Glauben, Glaubenskrisen und Zweifeln auseinandersetzen möchten, bietet Ihnen die evangelische Kirche Glaubenskurse an. Hier gehen wir gemeinsam den Fragen des Glaubens auf den Grund und begeben uns auf die Suche nach Antworten.

Glaubenskurse entdecken

Ich glaube nicht an Gott

Die Entscheidung für das Christsein, das Angehören einer anderen Religionsgemeinschaft oder den Atheismus ist eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich selbst trifft. Unsere Überzeugungen sind es, die unsere Handlungen vorantreiben, Entscheidungen beeinflussen und uns als Menschen ausmachen. Nach christlichem Selbstverständnis ist die Entscheidung für Gott eine bewusste, die wir aus dem Herzen heraus treffen. Es gibt aber auch Gemeindemitglieder, die nicht mehr an Gott glauben und deshalb aus der Kirche austreten.

Wenn Sie der Überzeugung sind, „Ich glaube nicht an Gott“, ist es selbstverständlich, dass Ihr Atheismus auf Akzeptanz und Toleranz trifft. Die evangelische Kirche bedauert jeden einzelnen Kirchenaustritt. Der evangelischen Kirche ist hier die Botschaft wichtig, dass wir keine absolute Wahrheit für uns beanspruchen. Nach unserem Glaubensverständnis ist der Glaube ein Geschenk, unabhängig von Gesetzen und Zwang. Nur das Vertrauen in die Liebe Gottes schafft den Glauben, der uns in unserem Herzen erfüllen kann.

Ich glaube nicht mehr an Gott

Schicksalsschläge, Glaubenszweifel, kirchliche Skandale und bestimmte Lebensphasen führen manchmal dazu, dass der Glaube an Gott in Frage gestellt wird. Der Tod einer geliebten Person, die Ungerechtigkeit und das Leid in der Welt, der Alltag mit seinen eigenen Herausforderungen und Sorgen. Das alles können Gründe für Zweifel sein. Doch wer zweifelt, der glaubt auch nach christlichem Selbstverständnis. Ein bisschen Glauben gibt es nicht. Denn wer sein Herz gegenüber Gott öffnet, der hat den Glauben bereits gefunden.

Glauben bedeutet nicht, mit der Kirche und ihren Stellvertretern in allen Ansichten und Punkten übereinzustimmen. Die evangelische Kirche möchte kein Ort mit festgefahrenen Regeln sein, sondern eine offene Kirche der Veränderung und Zukunft, in der jeder seinen individuellen Glauben leben kann.

Als Mitte der Gesellschaft wirkt der gesellschaftliche Wandel mitsamt seinen Werten und Orientierungen in die Kirche hinein. Ebenso bildet die Kirche mit ihrem moralischen Wertehorizont eine wichtige Säule der Gesellschaft. Durch das soziale und politische Engagement ist es eine wichtige Aufgabe der Kirche, das Miteinander in unserer Gesellschaft gerechter, sozialer und solidarischer zu gestalten und Solidarität mit den Armen und Benachteiligten zu üben.

Ich glaube an Gott, aber nicht an die Kirche – geht das?

Auch ohne die Kirche Christ sein zu können – das ist in der Studie zu Kirchenaustritten der EKD mit etwa 70 % der Befragten einer der häufigsten Gründe für den Kirchenaustritt. Doch kann man an Gott glauben, aber nicht an die Kirche?

Natürlich ist die Kirche in ihrer institutionellen Gestalt nicht notwendig für das christliche Selbstverständnis. Was jedoch notwendig ist, um das Christsein zu leben, ist die Gemeinschaft. Diese Gemeinschaft findet sich in der Kirche als Heimat des Glaubens wieder. Sie ist der Ort, an dem das christliche Leben in der Gemeinschaft stattfindet. Im christlichen Selbstverständnis bedeutet Christsein, den Glauben zu teilen, christliche Feste gemeinsam zu zelebrieren und sich gegenseitig in der Gemeinschaft zu stärken.

Christ sein ohne Kirche

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Wir sind für Sie da! Wenn Sie in einen offenen Dialog treten oder über Ihre Zweifel und Bedenken sprechen möchten, steht Ihnen unser Info-Service der EKD gerne mit Beratungsangeboten zur Verfügung. Hierfür können Sie uns gerne kontaktieren: Telefon (kostenfrei) 0800-50 40 602 (Montag bis Freitag außer an bundesweiten Feiertagen von 9 bis 18 Uhr) oder per Mail an info@ekd.de.

Oder Sie nehmen direkt Kontakt mit Ihrer Pfarrerin oder Ihrem Pfarrer vor Ort auf. Sie geben Ihnen gerne Antworten auf alle Fragen.

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