EKD und VEM begrüßen Initiative der Bundesregierung der Anerkennung des Völkermords in Namibia
„Möge dies Versöhnung konkret und fassbar und erfahrbar für alle Menschen in Namibia werden lassen“
„Und vergib uns unsere Schuld“ – mit dieser Bitte aus dem Vaterunser bat 2004 die damalige Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul am Waterberg, einem der Orte des deutschen Völkermordes in Namibia, um Vergebung in der Form eines Gebetes. Zwischen 1904 und 1908 wurden große Teile der Herero, Damara und Nama von der Deutschen Schutzgruppe der Kolonialmacht ermordet. Damals kämpften Menschen für ihr eigenes Land gegen die Ausbeutung und Entrechtung durch die Kolonialmacht.
„Nach Jahren der Versöhnungsarbeit und Aufarbeitung der Kolonialzeit in Politik, Kirche, Mission und Wissenschaft bin ich sehr froh, dass auf die Bitte um Vergebung nun konkrete Taten der deutschen Außenpolitik folgen und durch die Stellungnahme von Außenminister Maas der Völkermord als solcher bezeichnet wird“, so Bischöfin Bosse-Huber. „Möge dies Versöhnung konkret und fassbar und erfahrbar für alle Menschen in Namibia werden lassen.“
Es waren die Kirchen in Namibia und Deutschland, insbesondere die Ev. Kirche im Rheinland und die Ev. Kirche von Westfalen zusammen mit der EKD und der Vereinten Evangelischen Mission, die die konkrete Aufarbeitung forderten.
Zephania Kameeta, Moderator der VEM, selbst Herero, war Mitinitiator der Begegnung und des Gebetes am Waterberg und hat sich auf beeindruckende Weise immer wieder für eine Versöhnung aller ausgesprochen.
So Kameeta in einer Rede vor dem Parlament in Namibia: „In dieser Stunde wird von uns erwartet, dass wir mutig und ehrlich sind und uns diesem mit den Kriegsfolgen verbundenen Themen stellen, wie wir auch den Kolonialismus bekämpft und besiegt haben. Wir müssen deshalb innerhalb und außerhalb dieses Hauses zusammenarbeiten, um die Tränen abzuwischen, die zerbrochenen Beziehungen wiederherzustellen.“ („The hour demands from us to be brave and honest and to face this issue related to the consequences of the war and solve it as we confronted colonialism and defeated it. We therefore jointly inside and outside this House, must act together to wipe the tears, to bind the broken relationships and heal the wounds.”)
So entspricht der Versöhnung das konkrete Programm der Bundesregierung von über 1,1 Mrd. € zum Wiederaufbau und Entwicklung im gesamten Land – dies folgt dem, was der ehemalige Minister für Armutsbekämpfung Kameeta intendierte: die Heilung von zerbrochenen Beziehungen aller Menschen in Namibia wie auch mit den Nachfahren der deutschen Kolonialmacht. Dies begrüßt auch Dr. Jochen Motte, Vorstandsmitglied der VEM: „Wir freuen uns, dass nun 15 Jahre nach dem Gedenken, endlich Bereitschaft auf Seiten Deutschlands besteht, Verantwortung für die Verbrechen und den Völkermord zu übernehmen und substanzielle Projekte zu fördern.“
„Wir hoffen sehr, dass gerade diese Initiative jetzt der relativen jungen Bevölkerung Namibias helfen wird, soziale Gerechtigkeit zu erleben und gute Bildungschancen zu haben. Dadurch wird hoffentlich die große Spanne zwischen arm und reich substanziell verändert“, so Bischöfin Bosse-Huber.
Hannover, 31. Mai 2021
Pressestelle der EKD
Carsten Splitt