„Der Schulstart ist für alle ein großer Schritt“
Rund 82.000 Schulanfänger werden dieses Jahr in Niedersachsen eingeschult. Bevor es ins Klassenzimmer geht, steht für viele Familien der festliche Gottesdienst zum Schulstart an. Pastorin Marit Ritzenhoff von der der evangelischen Petri-und-Nikodemus-Kirchengemeinde in Hannover-Kleefeld bereitet sich wie viele ihrer Kolleg*innen auf den großen Tag vor.

Hannover (epd). Die Sommerferien sind zu Ende, die Vorbereitungen für das kommende Schuljahr laufen auf Hochtouren. 82.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler werden laut Kultusministerium dieses Jahr in Niedersachsen eingeschult. Bevor sie in ihrer neuen Klasse Platz nehmen, ihre Mitschüler kennenlernen und ihre Ranzen und Brotdosen das erste Mal auspacken, werden viele Kinder mit ihren Eltern, Geschwistern, Paten und Großeltern einen Gottesdienst besuchen.
Vorfreude auf einen großen Tag: In der evangelischen Petri-und-Nikodemus-Kirchengemeinde in Hannover-Kleefeld öffnen sich am Sonnabend um neun Uhr die Türen zum Einschulungsgottesdienst. Die Kinder nehmen ihre Schulranzen und Schultüten mit in die Kirche. „Das wird wieder wunderschön bunt“, freut sich Pastorin Marit Ritzenhoff.
Einschulungsgottesdienst auf Augenhöhe
Gemeinsam wird gebetet und gesungen - und voll wird es wieder werden. „So wie an Weihnachten“, sagt Ritzenhoff. Oma, Opa, Tante, Onkel, Cousins, Cousinen, alle dürften mitkommen. „Wir haben viel Platz.“ Dass sei auch deshalb schön, weil in den Foyers und Aulen der Schulen die Kapazitäten oft begrenzt sei und die Familien nur in kleinem Kreis an den Feiern teilnehmen könnten.
Ritzenhoff möchte den Fünf- bis Siebenjährigen während des Gottesdienstes auf Augenhöhe begegnen, ihr ist es wichtig, dass sich die Familien wohlfühlen. „Es ist für alle ein großer Schritt - die Kinder sind zwar fröhlich, aber auch angespannt, weil sie nicht genau wissen, was sie erwartet, und für die Eltern heißt es, ein Stück loszulassen.“
„Gott ist Dir nah, er ist immer ganz für Dich da, er begleitet Dich auf Deinen Wegen, darum geh mit seinem Segen“ - mit diesen stärkenden, mutmachenden Worten will die Pastorin am Ende des Gottesdienstes die Kinder in ihren neuen Lebensabschnitt verabschieden.
Insgesamt gibt es nach Angaben der Landeskirche Hannovers dieses Jahr über 800 Einschulungsgottesdienste und -andachten in Niedersachsen. Viele sind ökumenisch, manche werden interreligiös gefeiert, oft sind auch nichtkirchlich gebundene Schülerinnen und Schüler ausdrücklich eingeladen.
„Ich habe den Eindruck, dass Gottesdienste zur Einschulung immer wichtiger werden“, sagt Pastorin Hanna Dallmeier, die im Michaeliskloster, dem Gottesdienstinstitut der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers, für Gottesdienste mit Kindern und Familien zuständig ist. Dabei sei nach ihrer Wahrnehmung die Zugehörigkeit zum christlichen Glauben nicht das Entscheidende: „Da sitzen auch viele jesidische Kinder und ihre Familien und auch viele andere Konfessionen mit drin.“
Wie jedes Jahr seit 2011 gibt es ein Geschenk für die Kinder von Landesbischof Ralf Meister. 2025 ist es ein Radiergummi, aus dem sie Figuren kneten können. „Wunderbar gemacht!“ steht auf dem Radierer. Die Einschulung sei ein Schritt in eine neue Gemeinschaft des Lernens und Wachsens, sagt Meister. Im Einschulungsgottesdienst werde dieser Neubeginn bewusst in den Blick genommen: „Mit all der Freude, Neugier und auch Unsicherheit, die dazugehören.“
Eines der Mädchen, die sich schon auf den kommenden Sonnabend freuen, ist Frida. Die Sechsjährige und ihre Familie sind der Friedenskirche in Arnum in der Region Hannover verbunden, dort wird sie um 8 Uhr ihren Einschulungsgottesdienst feiern. „Ich freue mich für Frida, dass sie groß wird, Fortschritte macht und nun an dieser Wegmarke steht“, sagt Fridas Mutter Ann-Christin Labes. Die Einschulung sei ein großer Schritt, die Kirche böte den dazu passenden, festlichen Rahmen.
Das findet auch Damaris Grimmsmann. Sie wird in der Friedenskirche predigen und möchte den Kindern vermitteln, dass sie sich nicht allein auf den Weg machen. „Gott ist immer bei Dir, er hält immer zu Dir“ - das sei ihr die wichtigste Botschaft. Außerdem sollten die Jungen und Mädchen wissen, dass sie nicht perfekt sein müssen. „Gott ist es egal, ob Du gut rechnen oder schön malen kannst“, sagt die Pastorin.
Julia Pennigsdorf (epd)