Hochzeiten, Taufen − die passende Lösung für jeden
Die Kasualagentur „leben.feiern“ im Kirchenkreis Hanau

Im Jahr 2020 begann Margit Zahn mit ihrer Arbeit für den mittelhessischen Kirchenkreis Hanau, der rund 73.000 Mitglieder zählt. Corona hatte das Leben zum Stillstand gebracht, so fand die langjährige Gemeindepfarrerin zunächst Zeit, ihr Netzwerk weiter auszubauen. „Ich suche mir immer Mitstreiter:innen“, sagt Zahn. Ihre Projekte im Rahmen von „leben.feiern“ plant und realisiert sie in wechselnden Teams. Anders würde es auch kaum funktionieren, denn Zahn ist nur mit einer halben Stelle beim Kirchenkreis. Die andere Hälfte ihrer Arbeitszeit widmet sie der Aus- und Fortbildung von Pfarrpersonen und Vikar:innen im Bereich der Gottesdienst-Gestaltung auf landeskirchlicher Ebene. Natürlich gibt es viele Berührungspunkte mit ihrer Arbeit vor Ort, und Zahn freut sich über die weiteren Vernetzungen bis auf EKD-Ebene, die sich für sie ergeben. „Meine Erfahrungen mit der Kasualagentur kann und darf ich dort einbringen.“
Gleich zu Beginn kümmert sich Zahn auch um eine Internetpräsenz, auf der Informationen und die Angebote von „leben.feiern“ gebündelt sind. „Inzwischen finden uns viele Menschen dort.“ Die Pfarrerin kümmert sich um jede einzelne Anfrage und versucht, die passende Lösung, die richtige Kirche oder einen anderen Ort zu finden – etwa für eine junge Frau, die sich taufen lassen möchte. „Ich überlege auch, ob ich es selbst mache oder den Kontakt zu einer Gemeinde herstelle. Ich vermittle in beide Richtungen.“
Zahn organisiert auch wirkungsvolle Events - Tauffeste am Mainufer, vor allem aber die Drop-In-Taufe „Für dich – Segen spüren – Taufe erleben“, die 2022 startet und durch ein breites Medienecho viel Aufmerksamkeit erreichen. „Da kamen Leute von weither, sogar bis aus Frankreich, um sich hier spontan taufen zu lassen“, erinnert sich Zahn. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit versucht sie selbst, ihre Arbeit bekannt zu machen. Vor allem auf Instagram, aber auch ganz klassisch, per Post. Rund 2000 Briefe verschickt sie vor Tauffesten und zur Tauferinnerung, mit Unterstützung von Sekretärinnen des Kirchenkreises. „Ich bin mit sehr vielen Menschen in Kontakt“, sagt Zahn. „Das ist ein wichtiger Teil meiner Arbeit.“
Mit der Aktion „Einfach heiraten“ kommt in diesem Jahr ein weiteres öffentlichkeitswirksames Event hinzu. Am Nachmittag des 25. Mai können sich Paare spontan segnen lassen oder auch kirchlich heiraten. An ausgewählten Orten in der ganzen kurhessischen Kirche und darüber hinaus. Die benachbarte Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat sich als Kooperationspartnerin angeschlossen, die Ursprungsidee kommt von der Segen-Servicestelle der bayerischen Landeskirche.
Auch beim Thema Trauer ist Margit Zahn mit an Bord, speziell bei Sozialbestattungen. Mit „Weihnachten auf dem Friedhof“ gibt es ein weiteres erfolgreiches Angebot, an dem „leben. feiern“ beteiligt ist. Der Gottesdienst an Heiligabend in der Aussegnungshalle des Hauptfriedhofs Hanau wurde zuletzt von rund 80 Personen besucht. Als weitere Erinnerungsfeier möchte Zahn ein „Mahl am Ewigkeitssonntag“ anbieten – eine Idee, die in Berlin entwickelt wurde.
„Wir betonen das Momenthafte in unseren Angeboten, sind nicht parochial, sondern übergemeindlich“, sagt Margit Zahn zur generellen Ausrichtung ihrer Arbeit. Inzwischen nehme sie kaum noch kritische Stimmen aus den Gemeinden wahr. Dies liege womöglich daran, dass sie grundsätzlich auf Kooperation und Partnerschaft setze. „Ich frage bei jeder Aktion: wer macht mit?“ Neben Pfarrer:innen seien auch viele Ehrenamtliche beteiligt. „Sie erleben Kirche in einer vitalen Weise neu“, sagt Zahn. „Das erhöht die Akzeptanz.“ Angesichts von Pfarrvakanzen seien ihre Angebote für viele Gemeinden auch eine Entlastung.
Die Menschen, welche Angebote von „leben. feiern“ nutzen, seien schwer zu kategorisieren. „Das ist ein großer Mix“, so Zahn. Es gebe diejenigen, „die in den Gemeinden nicht andocken konnten und das auch sagen“. Hochzeitspaare, die sonst vielleicht „eher freie Angebote“ genutzt hätten. Andererseits, etwa beim Tauffest auf dem Campingplatz oder der „Segensdusche“ auf dem zentralen Marktplatz, begegne sie auch jenen, „die gar keinen Anknüpfungspunkt an die Kirche haben“.
Könnte die starke Orientierung an den Wünschen und Vorstellungen der einzelnen auf der anderen Seite nicht zu einer gewissen Beliebigkeit führen? Margit Zahn hält dagegen: der Kern der kirchlichen Handlung komme bei „Einfach heiraten“ oder der Drop-In-Taufe ihrer Ansicht nach viel stärker zum Tragen. „In einer sehr konzentrierten Form, die anschlussfähig ist an die Situation der Menschen, die kommen.“
Jörg Echtler