Lutherische Bischöfe bestimmen Nachfolgerin für Rentzing in der VELKD

Meister: „Sprache spielt Schlüsselrolle für Frieden in einer Gesellschaft“

Ralf Meister und Kristina Kühnbaum-Schmidt bei der Generalsynode der VELKD 2019 in Dresden

Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche, ist die Stellvertreterin für den hannoverschen Landesbischof Ralf Meister als Leitender Bischof der VELKD.

Dresden (epd). Der Ralf Meister, Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, hat die Bedeutung der Sprache für den gesellschaftlichen Frieden betont. „In Zeiten von Hate-Speech und der Neuinterpretation von Geschichte und Geschichten spielt die Sprache für den Frieden in einer Gesellschaft eine Schlüsselrolle“, sagte der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Dresden. Dort begann mit den Beratungen der lutherischen Landeskirchen in Deutschland die Jahrestagung der evangelischen Kirche. Bis zum 9. November beraten die Lutheraner auf ihrer Generalsynode darüber, wie man den Frieden in der Gesellschaft stärken kann.

Für eine verbindende Sprache sei auch entscheidend, „ob es verbindende Geschichten gibt, die die Mehrheit einer Gesellschaft erzählen kann“, sagte Meister. „Diese Frage bleibt brisant, weil in der Erinnerung an die Ereignisse vor 30 Jahren bemerkt wird, dass wir in Deutschland weitgehend keine gemeinsame Geschichte erzählen können.“

Die Kirche müsse ein „Asylort der Sprache“ sein, sagte Meister. Das Wort gehöre in den Ursprung und in den Auftrag der Kirche. „Die sprachliche Grundorientierung ist eine Ordnung gegen geistig-geistliche Anarchie“, sagte der Leitende Bischof vor der Generalsynode. „Sprache ordnet. Das Wort Gottes setzt eine Orientierung.“

Kühnbaum-Schmidt ist neue Stellvertreterin des Leitenden Bischofs

Die Bischofskonferenz der Lutheraner hatte bereits am Abend des 6. November eine neue Stellvertreterin für den Leitenden Bischof gewählt, wie auf der Generalsynode bekanntgegeben wurde. Die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, übernimmt den Posten ab sofort. Ihr Vorgänger Carsten Rentzing war jüngst von seinem Amt als sächsischer Landesbischof zurückgetreten. Im Oktober war bekanntgeworden, dass Rentzing zwischen 1989 und 1992 als Autor für die rechtskonservative Zeitschrift „Fragmente“ tätig war. Das Landeskirchenamt stufte die von ihm als Student verfassten Texte als „elitär, in Teilen nationalistisch und demokratiefeindlich“ ein. 

Meister zollte seinem ehemaligen Stellvertreter Respekt für dessen Entscheidung. Er bedauere allerdings, dass Rentzing es bislang vermieden habe, sich öffentlich zu erklären und öffentlich Stellung zu beziehen, sagte Meister vor der Generalsynode. 

Der hannoversche Landesbischof stellte in seinem Bericht die Ambivalenz des Öffentlichkeitsauftrags der Kirche heraus. Einerseits würden Statements fortwährend gefordert, andererseits polarisierten bischöfliche Worte innerhalb wie außerhalb der Kirche schnell. „Dennoch gilt: Diesem öffentlichen Auftrag kann sich kein leitender Repräsentant entziehen“, erklärte Meister.


Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD) ist ein Zusammenschluss von sieben evangelisch-lutherischen Landeskirchen innerhalb der EKD. Zur VELKD gehören rund 8,6 Millionen Gläubige. Seit 2018 steht der hannoversche Landesbischof Ralf Meister der VELKD als Leitender Bischof vor. 

Am 10. November wird in Dresden die viertägige Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) eröffnet. Außerdem trifft sich am 8. und 9. November die Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen. Auf der EKD-Synode stehen die Themen „Frieden“ und der Fortschritt in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche im Zentrum.