Erinnerung an „Karfreitagsgefecht“ der Bundeswehr vor 10 Jahren

Militärbischof Rink: „Das Gefecht war auch für die Seelsorge eine Zäsur“

Militärbischof Sigurd Rink

Sigurd Rink ist seit 2014 evangelischer Militärbischof. Zum 1. Oktober 2020 wird Bernhard Felmberg das Amt als Bischof für die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr übernehmen.

Zum Karfreitag erinnert der evangelische Militärbischof Sigurd Rink an das „Karfreitagsgefecht“ der Bundeswehr vor 10 Jahren. Am 2. April 2010 waren bei einem Gefecht mit den Taliban bei Isa Khel in Afghanistan drei Soldaten der Bundeswehr gefallen: Hauptfeldwebel Nils Bruns (35), Stabsgefreiter Robert Hartert (25) und Hauptgefreiter Martin Augustyniak (28). Acht weitere Soldaten wurden zum Teil schwer verwundet.

Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg seien damit Tod, Verwundung, Sterben in einer Gefechtssituation zur Berufsrealität der Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr geworden. Diese einschneidende Erfahrung habe in den Streitkräften bei einer ganzen Generation tiefe Spuren hinterlassen.

Seelsorgerliche Hilfen für Einsatzfolgen

Die Aufgabe der Seelsorge an Soldatinnen und Soldaten bei Extremereignissen sei seitdem tiefgreifend verändert worden. „Das Gefecht war auch für die Seelsorge eine Zäsur“, so Rink. Erst 2010 sei man sich bewusst geworden, dass es systematisch seelsorgerliche Hilfen für Einsatzfolgen geben müsse. Gemeinsam mit den Bundeswehrkrankenhäusern wurden die seelischen Komponenten der Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) erkannt. „Wir erkannten auch die Bedeutung einer „Moral Injury“, der moralischen Verletzung, die soldatische Führer durch Befehle in Kampfeinsätzen erleiden können. Direkt nach den Einsätzen sind deshalb Seelsorger der Kirchen enorm gefragt: In Andachten und Gesprächen stehen sie den Soldaten bei,“ so Rink.

Der unmittelbare Schrecken des Todes werde in der Gesellschaft zu oft verdrängt, spiegele sich aber im Karfreitagsgeschehen am Kreuz Christi, sagte Rink. Von dort gehe nicht allein Angst und Tod, sondern mehr noch Versöhnung aus. Es bleibe für die Gegenwart richtig, diese Idee von der Überwindung des Todes neu zu entdecken. „Wo wir als Menschen machtlos sind, ist er für uns da. Gott führt es herrlich hinaus“, beschreibt der evangelische Militärbischof die christliche Versöhnungsbotschaft.