„Mitverantwortung der Kirchen für den Zusammenhalt der Gesellschaft“

Die 6. Tagung der 3. Vollkonferenz der UEK widmete sich auf ihrer diesjährigen Tagung dem Thema der Mitverantwortung der Kirchen für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Die Delegierten aus den Mitglieds- und Gastkirchen der UEK tagen am 8. und 9. November 2019 in Dresden.

Mit drei wegweisenden Impulsen wurde dieses Thema bearbeitet. Zunächst sprach Dr. John Dorhauer aus Cleveland, Ohio, USA, General Minister und Präsident der United Church of Christ (UCC) in den USA. Er berichtete von dem deutlichen politischen Stimmungswandel unter der Präsidentschaft Donald Trumps seit dem Jahr 2016. Das über Jahrzehnte gültige Narrativ der USA als eines einwanderungsfreundlichen Landes, in der Fremde willkommen geheißen wurden, habe sich vollkommen verschoben. Ein Klima des Hasses, der Fremdenfeindlichkeit und des Rassismus mache sich mehr und mehr breit. Die Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung würden an den Rand gedrängt. Die UCC stehe bereit, Verantwortung für ein freies, menschenfreundliches Land zu übernehmen. „Hier hat die Kirche eine zentrale Rolle zu spielen,“ führte Dorhauer aus. „In den heutigen Zeiten werden wir von Gottes Liebe und Menschenfreundlichkeit Zeugnis ablegen.“ Dorhauer berichtete von eindrücklichen Beispielen kirchlicher Arbeit für Menschenrechte und Humanität.

Einen weiteren Impuls gab Dr. Frank Vogelsang, Direktor der Evangelischen Akademie der rheinischen Landeskirche. Er näherte sich dem Thema aus theologischer und soziologischer Sicht und sprach über „Formen von Gemeinschaft und Solidarität in der Moderne“. Deutschland verändere sich zurzeit massiv im Blick auf die verbindenden sozialen Kräfte in der Gesellschaft. „Das Christentum hat immer neue Formen der Verbundenheit entwickelt,“ stellte Vogelsang fest. Es werde auch in Zukunft die Kraft haben, neuen Gemeinsinn anzuregen und gemeinschaftsstiftend in die Gesellschaft hineinzuwirken.

Dorothea Marx, Vizepräsidentin des Thüringer Landtags, diagnostizierte ein zunehmendes Auseinanderdriften der Gesellschaft. Errungenschaften wie die Grundsätze von Freiheit und Gleichheit aller Menschen würden infrage gestellt. „Zum Auseinanderdriften der Gesellschaft gehört auch der Missbrauch des Toleranzbegriffs. Wie kann man ernsthaft behaupten, wir lebten heute in einer Meinungsdiktatur, in der man angeblich nicht alles sagen könne?“, fragte Marx. Die Kirchen müssten hier deutlich Position beziehen. „Nächstenliebe verlangt Klarheit,“ forderte Marx. Sie wünschte sich von den Christinnen und Christen mehr „Entschlossenheit und Stärke“ im Kampf gegen die Kräfte, die die Gesellschaft auseinanderdriften ließen.

Die Mitglieder der Vollkonferenz nahmen die Vorträge mit großem Dank entgegen und diskutierten in der anschließenden Aussprache zu einzelnen Aspekten der vorgetragenen Positionen.

Hintergrund: Die UEK ist ein Zusammenschluss von zwölf Kirchen unierten, reformierten und lutherischen Bekenntnisses in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Die UEK hat rund zwölf Millionen Kirchenmitglieder, die Vollkonferenz ist ihr höchstes Gremium. Dieser gehören 103 Mitglieder an.

Dresden, 9. November 2019

Pressestelle der UEK